Vandalen am Strand

An Ost- und Nordsee werden die Strandkorbvermieter langsam sauer: Mutwillige Zerstörung nimmt zu  ■ Von Eva-Maria Mester und Heike Wells

Wenn es Nacht wird am Strand von Travemünde, Tönning oder Timmendorfer Strand, dann macht sich unter den Strandkorbvermietern an Schleswig-Holsteins Nord- und Ostseeküste Unruhe breit. Denn in den lauen Sommernächten kommen immer wieder Gäste, die die Strandkörbe mutwillig beschädigen oder zerstören. „In diesem Sommer ist es so schlimm, wie schon lange nicht mehr“, klagt Stephan Muuss, der Präsident des Landesverbandes der Strandkorbvermieter.

Am häufigsten werden die hölzernen Schutzgitter aus der Verankerung gerissen, die die Körbe gegen unbefugte Benutzung sichern sollen. „Darüber könnten wir noch fast lachen. Es werden auch Tische und Fußstützen herausgerissen, Polster zerschnitten und sogar Körbe angezündet“, sagt Vermieterin Christa Ochsen aus Timmendorfer Strand (Kreis Ostholstein).

„Besonders schlimm hat es vor einigen Wochen einen Kollegen aus Kellenhusen getroffen, dem wurden 26 seiner 40 Körbe total zerstört“, sagt Muuss. Noch ärger wüteten Unbekannte am Strand von Tönning (Kreis Nordfriesland). Dort zerstörten sie in einer Nacht Strandkörbe im Wert von 40.000 Mark, die erst kurz zuvor angeschafft worden waren.

Rund 21.000 Strandkörbe gibt es nach Angaben des Verbandes an Schleswig-Holsteins Küsten. Etwa 1000 davon werden bis zum Ende der Saison mutwillig zerstört sein. Den dadurch entstandenen Schaden schätzt der Verband auf „eine sechsstellige Summe“. Über die Gründe für die Zerstörungswut können die Betroffenen nur spekulieren.

„Die wollen halt nachts am Strand feiern und auch nachts im Strandkorb sitzen“, vermutet Florian Koglin von der Strandkorbvermietung Küster in Timmendorfer Strand. Alkohol und Gruppenzwang macht Christa Ochsen für den nächtlichen Vandalismus am Strand verantwortlich.

Ähnliches glauben auch die Strandkorbvermieter in Travemünde, die einen Zusammenhang zwischen den Schäden an ihren Körben und den Diskoveranstaltungen im Travemünder Casino sehen. Seit Beginn der Casino-Partys im vergangenen Jahr gebe es in der Umgebung mehr nächtliche Beschädigungen an Strandkörben, sagen sie. Muuss stellt fest: „In den Ortszentren gibt es mehr Vandalismus am Strand als in den Randlagen; in der Nähe der Seebrücken und von Diskotheken häufen sich die Vorfälle.“

Egal, woran es liegt, den Schaden haben die Strandkorbvermieter, denn gegen Vandalismus versichert ist so gut wie keiner. „Das wäre nicht zu bezahlen“, sagt Christa Ochsen. Besonders groß sind die Einbußen, wenn die rund 2000 Mark teuren Körbe so beschädigt werden, dass sie nicht mehr zu gebrauchen sind. „In der Saison ist es fast unmöglich, Ersatz zu beschaffen“, sagt Gerda Voß aus Timmen-dorfer Strand.

Abhilfe erhoffen sich die Vermieter durch private Wachdienste, die nachts an den Stränden patrouillieren. In Westerland auf Sylt habe man das Problem dadurch in den Griff bekommen, sagt die Sprecherin des Tourismus-Service, Ingeborg Töhne. Außerdem habe sich dort ein Arbeitskreis aus Polizei, Geschäftsleuten, Kurbetrieb und Verwaltung gebildet, der „die Problembereiche im Auge behält“. Dadurch fühlten sich alle verantwortlich. Probleme, so die Hoffnung, könnten im Keim erstickt werden.