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VÖLLIG KORREKT

■ Nik Kershaw und Elton John in der Deutschlandhalle

Die gute Nachricht zuerst. Elton John hat keinen Schwächeanfall wie zuletzt in Paris erlitten. Aber auf dem Weg zum Spielort wäre mir in der U-Bahn bald schlecht geworden, als sich neben mir drei Konzertbesucherinnen nach der gegenseitigen Bezahlung der Karten ansatzlos über die Probleme des Alltags unterhielten, von denen Elton John ablenken sollte.

Die eine junge Frau erzählte ihren Freundinnen die Geschichte von ihrem Arbeitsplatz als Zahnarzthelferin, die davon handelte, daß sie damit beschäftigt sei, anhand von einem Zahnersatz die Identität eines Mannes zu finden, der seinen Kopf auf die Schienen der U-Bahn gelegt hatte. Ihre Freundin fand den Mann sehr mutig, und mir wurde übel.

Im Zubringerbus vom Kaiserdamm zur Deutschlandhalle torkelte eine Truppe unserer britischen Schutzmacht in zivil und betrunken aufs Oberdeck, wo sie sich gegenseitig bei der Darstellung typisch männlich-obzöner Gesten fotografierten.

Die Drängelei vor dem Eingang hatte den Vorteil, daß einem dabei warm wurde, und die Abtasterei hielt sich in Grenzen und niemand wollte in meine Tasche schauen, ob ich nicht doch Wunderkerzen dabei hätte. Ich hätte eine Bombe schmuggeln können.

Nik Kershaw, der genau im Zeitplan eine halbe Stunde lang zum Aufwärmen spielte, hampelte gewissermaßen über die Bühne, und nur seine zwei sogenannten Tophits vermochten die Stimmung zu erzeugen, die man von einem Konzert erwartet. Ansonsten machte sich Langeweile breit, aber wir sind artig geworden und konsumieren, was das Zeug hält, und klatschen am Ende und sind froh, daß es vorbei ist.

Die zwanzig Minuten Umbaupause sind so kurzweilig wie das Publikum, das auf seine alten Tage endlich einmal den Elton John live sehen will, den man ansonsten zu Hause hört, wenn die Stimmung nach Vögeln ist. Man kann so herrlich in die sonoren Stimme versinken, und die Liebe wird zum Selbstläufer.

Und der gute Elton John, der als Eismann von nebenan mit dem typischen Käppi auf die Bühne kommt und sich alsbald von seiner Lichtmaschine ins Zentrum des Geschehens rücken läßt, er sagt gleich nach dem Intro, er werde erst einmal seine alten Lieder spielen. Und die Menschen sind glücklich und legen die Köpfe aneinander und wiegen sich, und mögen bedauern, daß die Kontrolleure am Eingang auch das Mitbringen von Betten verbieten.

Und dies schöne Bild wird nur getrübt von einigen Fanatikern, die es nicht lassen können, an den besonders schönen Stellen heimlich eingeschleuste Wunderkerzen abzubrennen, aber sie sind wenigstens vernünftig genug, diese nicht auf die Bühne oder ins Publikum zu werfen, weil sie wissen, daß Haarspray leicht entflammbar ist.

Das Schönste an dem Konzert von Elton John aber war seine Lightshow, die mit vielen bunten Lämpchen spielte, und wenn es hieß „turn on the lights“, dann brannte der Mann am Mischpult ein Feuerwerk ab.

Für vierzig Mark bekam man einiges geboten. Acht Musiker um Elton herum auf der Bühne und allein zehn Beleuchter, die mit ihren beweglichen Spots den Eismann erwärmten. Und wieviel „Stage Security“ nötig war, damit auch niemand aus dem Publikum den Star belästigte, was aber auch nicht nötig war, denn Langnese-Eiskonfekt wurde ständig angeboten. Ein Klasse Konzert für alle Fans von Elton John, die in seine Stimme verliebt sind. Es fehlte nur Champagner und Kaviar, aber in welcher Eisbude bekommt man das schon?

Qpferdach

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