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VIII. Dust In The Wind

Ich sehe mich am Battle Ax Creek, der einer der Zuflüsse des Opal Creek in Oregon ist. Wandere durch die Cascade Mountains, immer den Fluss entlang, der weiter unten eine Mühle in Jaw Bone Flat (sieben Einwohner) antreibt, wo ich gerade wohne. Weit und breit kein Mensch. Komme an eine Stelle, wo die Steine der Uferböschung steil abfallen und sich unter mir kristallklares Wasser in einem großen Pool sammelt.

Nur ahnen kann ich den kleinen Strand aus Kieselsteinen, der unter den überhängenden Felsen verborgen ist. Ich überlege, wie ich nach dem Sprung wieder hochkomme. Verfolge mit den Augen Steine und Bäume, die mir als Stufen dienen könnten. Fasse mir ein Herz. Ziehe mich aus und – springe. Das Wasser fühlt sich klar und kühl an. Ich sinke bis auf den Grund, wo umgestürzte Bäume liegen – riesige Zedern. Ich komme langsam hoch und schwimme selbstvergessen zwischen den aufragenden Steinen.

Jetzt erst sehe ich, dass auf dem Kieselstrand eine nackte Frau sitzt, den Kopf auf die Knie gelegt. Dass sie jung ist, sieht man an den Bauchfalten und an der Art, wie die Brüste hängen – und natürlich an ihrem Gesicht. Ich schwimme zu ihr hin. Ob sie nicht weiß, wie man nach oben kommt? Ich hatte es mir vorher genau angeschaut.

Sie schüttelt den Kopf. Von der anderen Seite sei sie gesprungen, es führt kein Weg dahin, wo ihre Kleider liegen. Flussaufwärts donnert ein Wasserfall ins Becken, und flussabwärts wird die Strömung sehr schnell. Auch sie ist ganz allein in den Wald gegangen.

Ich setze mich zu ihr. Die Sonne beginnt sich zu neigen. Im Sommer ist es sogar in den Bergen Oregons warm, und auch die Nacht wird warm sein. Hier gibt es Bären. Die würden ans Wasser kommen und uns vielleicht einen Weg nach oben weisen. Ich würde hier gerne die Nacht verbringen – sehen, wie die aufgehenden Sterne durch die Tannen herunterscheinen und sich im Pool spiegeln; hören, wie der Nachtfalke sein wehmütiges Lied singt, wie die Eule durch die Bäume schwebt; hören, wie der Wald erwacht, wie Dachs und Wildkatze, Waschbär und Bär, Moschusratte und Waldschlange ans Wasser kommen. Uns würden die Tiere doch in Ruhe lassen.

Sehen, wie der Morgen anbricht und der Himmel sich rötet und vom Meer her die Nebel hereinrollen, die an den Nadeln der Tannen kleine Tautropfen bilden, die nach unten fallen. Im Morgengrauen vielleicht schwimmen gehen. Ich schlage meiner Partnerin vor, die ihren Namen mit Prairie angibt, Prairie Flower, auf meiner Flussseite den Felsen wieder hochzuklettern. Ich würde ihr einen Teil meiner Kleider leihen und wir würden bis zu einer Stelle gehen, wo man auf die andere Seite waten und ihre Kleider holen könnte.

Sie zögert, willigt dann aber ein. Ich helfe ihr hoch und fasse sie dabei an. Als wir am oberen Rand ankommen, sehen wir den Pool wie schwarzen Samt unter uns liegen. Wir springen hinein. Manchmal stelle ich mich ganz dicht an sie, so dass sich unsere Haut berührt, manchmal stellt sie sich dicht hinter mich, so dass ich ihre beiden Brüste wie Leuchtfeuer auf meinem Rücken spüre.

Immer dunkler wird der Wasserfall, immer länger dauert es, bis wir ins Wasser eintauchen. Über uns höre ich das Klagen eines Nachtfalken. Erste Sterne spiegeln sich im nachtschwarzen Pool. Ich lege mich auf den bemoosten Felsen oberhalb und sehe die Milchstraße. Ihre Krümmung entspricht der meines Körpers. Ich könnte da oben sein. Was gehen mich schöne Frauenleiber und nackte Brüste an, wo ich bald ein kosmisches Bewusstsein haben werde, denke ich, was Wasserlöcher, wo ich bald durch Schwarze Löcher falle.

Aus Sternenstaub ist alles im Universum gemacht, der Stein, auf dem ich liege, das Wasser unter mir, die Zedern und der Himmel über mir und die Sterne natürlich.

Ruhig bin ich, als mir der Song einfällt: All we are is dust in the wind. Jetzt ist es schon zu dunkel, den Weg im Wald den Fluss entlang zu gehen. „Bedenke, dass du aus Staub bist und in Staub zurückkehrst.“ Das sagte der Pfarrer, wenn er uns am Aschermittwoch mit dem Finger das Aschenkreuz auf die Stirn malte. Hinter mir raschelt es im Wald.

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