piwik no script img

Urlaub zum Gedenken

■ BremerInnen beteiligten sich am Bau einer Mahnstätte für das Massaker der SS im norditalienschen Marzabotto

„Das war Maloche bei 35 Grad Hitze“, berichtet Gerd Meyer, Leiter des Vegesacker Bürgerhauses. Zwei Wochen lang war eine Gruppe BremerInnen in Marzabotto, einem kleinen Ort in der Nähe Bolognas. 1944 hatte die SS dort innerhalb von drei Tagen unter dem Kommando des Obersturmbahnführers Walter Reder 1.830 Menschen, vorwiegend Kinder, Frauen und alte Menschen skrupelos ermordet. Die BremerInnen beteiligten sich an der Renovierung einer Gedenkstätte. Ein großer Park mit dem Namen Monte-Sole soll errichtet werden, „wo die Deutschen 1944 das Dorf planiert hatten,“ sagt Gerd Meyer.

Schon 1984 war zum ersten Mal Marzabottos Bürgermeister, Dante Kroicchi, auf Einladung Hans Koschniks nach Bremen gekommen. Seitdem bestehen zwischen Familien der norditalienischen Gemeinde und Bremen-Nord Kontakte. 1986 fand ein erstes Bremer Camp mit 50 Teilnehmern statt. Im August 1987 kamen zu einem Gegenbesuch 44 ItalienerInnen nach Bremen-Nord. Damals wurde auf der

Bahr-Plate in Blumenthal eine Mahn-und Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus errichtet.

„An dem Camp nehmen Einjährige wie 60jährige teil,“ berichtet Gerd Meyer, „das Spektrum geht von Arbeitslosen, türkischen Mitbürgern, Sozialhilfe-Empfängern bis zu Berufstätigen, und jeder der mitfahren will, der kann auch.“ Die Bremer TeilnehmerInnen bereiteten sich mit einem Sprachkurs, mit Filmen, Fotomaterial und Dokumentation auf ihr Ziel vor. Neben der Arbeit an der Gedenkstätte gab es für die Bremer Gruppe auch einen Besuchs-und Ferienteil. An den Nachmittagen fanden Besichtigungen der Gedenkstätten, Gespräche mit Zeitzeugen und ehemaligen Partisanen statt. Gerd Meyer berichtet: „Das Zusammenleben, Arbeiten und Kochen funktionierte ganz hervorragend“. Auch der Kontakt zu den ItalienerInnen werde Jahr um Jahr besser: „Wir erhielten täglich Einladungen“. Zum abschließenden großen italienisch -deutschen Fest, reiste auch Bremens Sozialsenator Henning Scherf an.

S.B.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen