■ Urdrüs wahre Kolumne: Unterschiedliche Erlebniswellten
Agitatoren und Propagandisten des Marxismus-Leninismus haben sich vor gar nicht allzu fernen Zeiten schon morgens um 6 vor der Hütte oder auch vor der ortsansässigen Brauerei versammelt, um dort das jeweilige Zentralorgan feilzuhalten. Und wer tatsächlich ein oder gar zwei Exemplare verkaufte, der hatte im Wettbewerb mit konkurrierenden Vorhut-Organisationen der Arbeiterklasse meist schon die Nase vorn. Von dieser revolutionären Geduld hätte der Propagandist lernen müssen, der dieser Tage versuchte, einen Brillantschwamm abzusetzen, der „alles was glänzen soll auch wieder glänzen läßt“. Nachdem das Interesse des zuschauenden Menschenpulks sich nicht unmittelbar im zahlreichen Zücken von Zwanzig-Mark-Scheinen niederschlug, startete dieser Neuheitenverkäufer zu einer wüsten Publikumsbeschimpfung: „Diese Bremer. Immer die Hand aufhalten und abkassieren beim Bund. Und selber nix für die deutsche Wirtschaft tun, immer den Igel in der Tasche. Macht euern Scheiß doch alleine ...“ Sprach's und packte seine Schwämme zusammen. Wie soll es Bremen da glänzend gehen?
Die trauen sich was! Senator Josef Hattig und Mjusicäl-Oberkellner Frank Buecheler laden für den 18. Februar nicht nur bundesweit zur Pressevorstellung von Jekyll & Hyde (“ein sinnliches Abenteuer voll knisternder Erotik ...“), sondern wollen an diesem Tag auch noch die einzigartigen Projekte der unterschiedlichen Erlebniswelten präsentieren – als da wären das „Rhodarium“, das „UNIversum“ und der „Space Park“. Was die wohl zu kucken kriegen? Und wer hält die Potemkinschen Kulissen fest? Soviel Häppchen und Päppchen gibt's doch gar nicht, daß diese Welten nicht zusammenkrachen!
Also. Die Brille von Ralf Borttscheller sieht richtig doof aus. Seine bizarr-langweiligen Schlipse stammen mutmaßlich aus der Abfallproduktion des Pyjamalieferanten von Bodo Renne oder Rudis. Und wie seine jüngsten Äußerungen zum Doppelpaß darlegen, läßt er auch noch die Hirnwindungen im Salon Stoiber zur Fönwelle drehen. So einer mag Wein aus dem Tetrapack trinken oder im Tretboot über den Teich im Bürgerpark strampeln: Ein Hanseat, das ist er nicht. Und früher gemachte Äußerungen, daß ich ihn mir als Wirt einer angenehmen Ecckneipe vorstellen kann, nehme ich nunmehr mit dem Ausdruck des Bedauerns und herzlichen Entschuldigungen gegenüber allen wackeren DEHOGA-Mitgliedern zurück. „Das mach dem doch nix aus!“ plärrt da ungefragt Karl Vernünftig dazwischen. Abwarten!
Da werden die Sektkorken aber knallen bei dem Hochtourigen Mitbürger-Gesindel, das vorm Oberverwaltungsgericht erfolgreich gegen die Genehmigung von anwohnerfinanzierten Fahrradständern geklagt hat, weil dadurch der ohnehin knappe Parkraum für Pkw verringert werde. Diese Widerlinge (die im übrigen den Kellner stets durch Kreditkartenzahlung um sein Trinkgeld bescheissen und sich schriftlich beschweren, daß die Verkäuferin am einkaufsoffenen Samstag wegen ihrer Krampfadern nicht mehr lächeln kann, wenn sie das 12. Paar Manschettenknöpfe vorgelegt hat), diese ADAC-Mitglieder also fordern es wirklich heraus. Ja wißt Ihr denn nicht, daß schon ein schlimmer Schlüssel ausreicht, um Eure Glanzlack-Träume von der rundum gepflegten Limousine ritscheratsche zu beenden? Und ahnt Ihr nicht, daß Eure heißen Zähren dann niemandes Herz rühren werden? Achso. Bei Euch fließt nur Altöl, Autopolitur und Frostschutz. Nix für ungut ...
Als uncharmante Dumpfbacken outen sich die Marktplatzplauderer des Weser-Kuriers in Ihrer jüngsten Kolumne: Obwohl sich die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Elke Steinhövel selbst zum knackigen 44er Jahrgang bekennt, unterstellen die Kürzel-autoren efe/wig ihr voller Häme 58 Lebensjahre. Wir aber wissen, daß Pott & Pannen-Heinz ein Brusthaar-Toupet trägt und Gevatter Wiglaf vorm Sonnenbad am Café Sand stets eine Hasenpfote in die Badehose steckt (Linksträger). Würden wir aber doch nur im engsten Freundeskreis erzählen. Flüstert Dir liebe LeserIn diskret ins Ohr
Ulrich „Gentleman“ Reineking
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