: Urantausch: Canberra wiegelt ab
■ Ist australisches Uran in Europa bis zur Atomwaffentauglichkeit angereichert worden? / Die australische Regierung versucht, den Konflikt um Uran-Tauschaktionen herunterzuspielen
Berlin (taz/ap) – Fast eine Woche nach Bekanntwerden der weltweiten Uranschiebereien hat die australische Regierung ihre Botschaften in Brüssel, Wien und Bonn angewiesen, den Vorwürfen nachzugehen. Dabei soll insbesondere untersucht werden, ob australisches Uran in Europa bis zur Atomwaffentauglichkeit angereichert worden ist. Eine Stellungnahme des australischen Außenministeriums gegenüber der taz ist allerdings durch das Bemühen gekennzeichnet, den Konflikt um die Uran-Tauschaktionen auf kleiner Flamme zu kochen. In der Erklärung heißt es, es gebe aus Sicht der Regierung bisher keinen Hinweis darauf, daß „die fraglichen Tau schaktionen etwas anderes darstellen als übliche Handelsgeschäfte, die im Einklang mit den Bestimmungen des Kontrollabkommens zwischen Australien und Euratom durchgeführt wurden“. Unterdessen hat Australien weitere Uranlieferungen an Frankreich unmittelbar vor dem Besuch des französischen Verteidigungsministers Andre Giraud am Sonntag vorläufig gestoppt. Die regierende Labour Party unter Ministerpräsident Hawke war in den vergangenen Wochen zunehmend unter öffentlichen Druck geraten, weil sie 1986 ein Exportverbot für Uran nach Frankreich aufgehoben und seitdem fortgesetzt Uranlieferungen genehmigt hatte. Paris hat in dieser Zeit seine in der Region heftig kritisierten unterirdischen Atomtests auf dem Mururoa-Atoll unvermindert weitergeführt.
Die Regierungen der USA und Kanadas, deren Uran-Embargo gegen Südafrika und Namibia laut Spiegel durch die Uranschiebereien umgangen worden war, waren bis Freitag nachmittag trotz mehrfacher Nachfrage nicht zu einer Stellungnahme zu bewegen. Der Spiegel hatte berichtet, daß BRD-Energieunternehmen mit Billigung und Unterstützung der Bundesregierung Embargo-Bestimmungen gegen Uran aus Südafrika und Namibia umgangen hätten.
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