Scheuklappen verliert man nicht dadurch, dass man behauptet, keine zu tragen. taz-Leser reagieren auf das Dyba-Interview: Uralte Weisheiten der Kirche
betr.: „Anpasserei schadet“, „Bischof Dyba verteufelt den Katholikentag“, taz vom 31. 5. 00
Scheuklappen verliert man nicht dadurch, dass man behauptet, keine zu tragen.
Leider ist im römisch-katholischen Bischof Dyba diese Einsicht noch nicht gereift. Sonst könnte er kaum gegen alles zu Felde ziehen, was vom Reform-orientierten Teil der katholischen Christenheit für gut und richtig befunden wird: Seien es verheiratete katholische Priester, feministische Theologie oder die Frauenordination, um nur drei Beispiele zu nennen.
Würde Dyba die theologische Forschung auch nur einigermaßen ernst nehmen, würde er beispielsweise mit Maria von Magdala mitten in der Bibel auf eine Frau treffen, die noch im Mittelalter als „Apostola apostolorum“, als Apostelin der Apostel bezeichnet wurde, weil sie nach der Überlieferung der Schrift eine der ersten war, die beauftragt wurde, die Botschaft von der Auferstehung zu verkünden (vgl. u. a. Mt 28, 1-10).
Solche und ähnliche Zeugnisse und die gerade auch dank der feministischen Theologie möglich gewordene Entdeckung einer ganzen Fülle von Frauen in der Tradition, die ganz eindeutig Leitungs- und Verkündigungsfunktionen wahrgenommen haben, haben auch im katholischen Teil der Christenheit bereits zu Konsequenzen geführt: So wurden in der synodal-demokratisch strukturierten (alt-)katholischen Kirche 1995 die ersten beiden Frauen zu Priesterinnen geweiht. Als Diakoninnen konnten Frauen bereits seit 1982 wieder tätig sein.
Vielleicht nimmt sich die große römisch-katholische Kirche ja irgendwann ein Vorbild an ihrer kleinen alt-katholischen Schwester. Dann würden auch sehr schnell die erzwungene Ehelosigkeit von Geistlichen und die Vorbehalte gegen das gemeinsame Abendmahl mit evangelischen ChristInnEn der Vergangenheit angehören.
WALTER JUNGBAUER , Dipl.-Theol.
Die heutige taz bringt auf Seite 1 ein überdimensionales Foto des Bischofs Dyba (was sich zu allem Überfluss auf Seite 3 wiederholt).
Ich will auch durch die taz etwas erfahren über Positionen wie die des Katholiken Dyba – das ist das eine, das andere aber ist: Welche Art von Lesern und Leserinnen will die taz mit dem Riesenfoto ansprechen? Ich fühle mich nicht nur nicht angesprochen, sondern abgestoßen.
GERD BAUMANN , München
Wir haben damals in der Schule gelernt, dass jeder, der eine nackte Frau anschaut oder dies tun will, die Todsünde der Unkeuschheit begeht und nach seinem Tod dem ewigen Höllenfeuer verfallen ist. Da wir allesamt in der Pubertät waren, mussten diese „Vergehen“ deshalb auch allwöchentlich im Beichtstuhl kundgetan werden.
Besonders schlimm trifft es natürlich diejenigen, die onaniert haben, da sie neben den ewigen Höllenstrafen auch schon zeitliche zu erdulden haben, da ihnen das Rückenmark ausläuft.
Nun, dagegen ist nichts zu sagen, das sind die uralten Weisheiten der Kirche.
HANS RAAB , Lichtenfels
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