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Unvollkommener Thatcherist

■ Ein richtiger wäre nicht über Geld gestolpert: Aufstieg und Fall des Ökonomen Václav Klaus

Prag (taz) – Es war am Tag, als das Zentralkomitee der KPČ zurücktrat und die Journalisten sich im Theater Laterna Magica um Václav Havel scharten. An diesem 24. November 1989 stand am Rand der Bühne ein nahezu unbeachteter Mann und wies einen US- Journalisten zurecht. Nein, eine sozialistische Marktwirtschaft wie im Prager Frühling werde es nicht geben. „Wir wollen die reine Marktwirtschaft!“

Marktwirtschaft ohne störende Adjektive war das Credo von Václav Klaus. Er huldigte Margaret Thatcher und hat für die Probleme der Sozialsysteme in der Bundesrepublik nur ein mitleidiges Lächeln übrig. Seine Gegner warfen ihm Verrat an den Idealen der Revolution vor, aus der eine zivile, aber keine individualistische Gesellschaft hervorgehen sollte. Klaus entstammte nicht dem engeren Kreis des tschechoslowakischen Dissidententums.

Doch Klaus war nicht nur der Vater der sogenannten „Kuponprivatisierung“, die die sozialistische Volkswirtschaft zu einem großen Teil tatsächlich in den Besitz des Volkes überführte. Er wußte auch, daß er zur Absicherung seiner Macht eine starke Partei brauchte. Das von Havel gegründete Bürgerforum war hierzu nicht geeignet, also spaltete er ihre Anhängerschaft und machte sich zum Führer der so entstehenden ODS. Genauso zielbewußt ging er auch die Teilung der Tschechoslowakei an. Auch hier setzte er sich über die Wünsche der Politiker um Havel hinweg.

Die Probleme für Klaus begannen nach den Wahlen 1996. Der Premier hatte auf den „homo economicus“ gesetzt, der in „jedem Menschen stecke“ und nur auf einen „Weckruf“ warte. Daß manche dabei etwas zu wach geworden waren, schien ihn nicht zu stören. Eine schärfere Kontrolle der Privatisierung lehnte er ab. Den Begriff „schmutziges Geld“ wollte er nicht akzeptieren: Geld sei Geld.

Seine Gegner haben lange darüber diskutiert, ob Klaus Korruption einfach für unbedeutend halte, oder ob er sich selbst bereichere. Seit dem Fernsehbericht über seine Villa in Davos hat diese Diskussion neuen Auftrieb bekommen. Trotz seines Rücktritts will Klaus jedoch nicht aufgeben. „Wir machen weiter“ rief er seinen Anhängern zu und kündigte eine Schadensersatzklage gegen den Fernsehsender an. Sabine Herre

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