: Unverschämte Entgleisung
■ betr.: „Ten Ways To Kill A Pope“, taz vom 11. 7. 96
Dem Herrn Tietz ist anzuraten,
sich mit seinen Exsudaten
übend noch ins Eck zu setzen,
auf daß Reim zum Ziele führt
alleine nur den greisen Hirt,
doch nicht auch Sprache zu
verletzen.
Ingo F. Scherlinski,
Gelsenkirchen
[...] Satirischen und Nonsens- Beiträgen bin ich nicht abgeneigt, ganz im Gegenteil, eine gekonnte Persiflage oder pointierte Satire bereichert die Nachrichtenlektüre ungemein.
Ich weiß nicht, was sich Ihre Redaktion dabei dachte, den Beitrag von Ali Agca Tietz zum Druck freizugeben. Ist es möglich, daß Ihrem Team die Fähigkeit fehlt, zwischen gewagter, politischer Spottdichtung und menschenverachtender Hetze, die spielerisch zum Mord aufruft, zu unterscheiden? Hat Sie der lockere Ton der Strophen so blind werden lassen? Welcher Gruppe von Lesern wollten Sie eventuell imponieren? War der gefährliche und destruktive Inhalt womöglich ganz in Ihrem Sinn?
Unwichtig zu sagen, daß ich kirchenkritisch eingestellt bin. Es gibt jedoch ethische Leitlinien politischer Kultur, die in meinen Augen unverzichtbar sind. [...] Brigitte Gwiazda, Kirchzarten
[...] Ich bin ja durchaus ein Freund von guter Satire und schwarzem Humor, doch diese Anleitung, einen Menschen zu „schlachten“, finde ich nur noch ekelhaft. Was wollt Ihr mit diesem Gedicht erreichen? [...] Eine Zeitung, die einem Menschen den Tod wünscht oder glaubt, eine Anleitung zum Morden könne irgendwie satirisch aufgefaßt werden, kann keine linke Tageszeitung sein. Andreas Riese, Oldenburg
In meiner frühen Jugend war ich noch fürs Töten. Es mußte sich aber um Engländer, Russen, Deserteure, Juden oder Volksschädlinge handeln. Als es aber meine Spielkameraden aus der Nachbarschaft betraf, welche bei lebendigem Leib verbrannten, und den eigenen Vater, der fern der Heimat erschossen wurde, begann ich erstmals über das Leben nachzudenken.
Später waren mir Leben, Würde und freie Meinungsäußerung wichtige und schützenswerte Rechte. Das Pamphlet gegen das Leben des Papstes auf der „Wahrheits“- Seite betrachte ich als unverschämte Entgleisung. Ich bin weder Katholik noch Sympathisant des Oberhirten. [...] Konrad Fischer, Alzey
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