Untersuchungsausschuss ohne Erinnerungslücken: Polizeihaus, Kaserne – rechtswidrig gekoppelt
Wie die Aufträge bei Zech landen
Wenn Staatsdiener im Untersuchungsausschuss antreten, dann ist ihre Aussage über zweifelfhafte Verbindungen zur Firma Zechbau meist schwach und die Erinnerungslücken groß. Ganz anders gestern, als zwei freie Männer als Zeugen geladen waren.
Zunächst kam der Präsident der Bremer Architektenkammer, Wilfried Turk. Am 19.9.1966 hatte der eine denkwürdige Begegnung mit dem Firmeninhaber Kurt Zech. Eigentlich war er zu einer Arbeitsgruppe mit Vertretern von Senat, Parteien und Kammern geladen, Thema: Innenstadt-Entwicklung. Mit am Tisch ein Unternehmer: Kurt Zech. Zech habe ihn vor der versammelten Runde kritisch angefahren, wie er denn die Ausschreibung des Großauftrages „Umbau der Lettow-Vorbeck-Kaserne“ fordern könne. Das Treffen sei deshalb so gut in seiner Erinnerung, so Turk, weil Zech Ungeheuerliches, ja Rechtswidriges da ausplauderte: Es sei vereinbart, dass Zechbau das Polizeipräsidium kauft. Da dies ein Projekt mit mindestens zwei Millionen Mark Defizit sei, sollte das an den lukrativen Auftrag Kasernen-Umbau gekoppelt werden.
Der Verkauf des alten Polizeipräsidiums war formal damals allerdings gerade ausgeschrieben worden. Und siehe da, Zechbau bekam den Zuschlag, obwohl der andere Bewerber – Weser-Wohnbau – einen höheren Kaufpreis geboten hatte.
Der Kasernen-Umbau sollte eigentlich ohne Ausschreibung direkt an Zechbau gehen. Die Architektenkammer protestierte, schaltete die EU ein – schließlich gab das Wirtschaftsressort klein bei: Die „Finanzdienstleistung“ wurde ausgeschrieben.
Und wie der Auftrag dann 1997 doch bei Zechbau landete, das erzählte Andreas Röter, Vertreter der KG Allgemeine Leasing, dann gestern Nachmittag brühwarm. Die Hamburger Leasing-Gesellschaft wollte mit der Baufirma Hochtief bieten. Hochtief erkundigte sich und winkte ab. Begründung: In Bremen sei klar, dass ein Finanzier nur mit Zechbau den Zuschlag bekommen könnte.
Die Hamburger fragten daraufhin bei Zechbau nach, ob Interesse an einem gemeinsamen Angebot bestehe. Zechbau bejahte. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass sich Zechbau als Baupartner auf diese Weise vier konkurrierende Leasing-Gesellschaften sichern konnte.
Am Tag der Abgabe des Angebotes ließ Zechbau dann den aus Hamburg angereisten Röter schlicht sitzen. Was er damals nicht wußte: Ihm hatte Zechbau höhere Baupreise angegeben, so dass er sowieso keine Chance gehabt hätte.
Den Zuschlag bekam die Commerz-Leasing, der Zechbau auch das preiswertere Bauangebot für die Gebots-Akte gemacht hatte. Für den Architektenvertreter Turk konnte das keine Überraschung mehr sein.
K.W.
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