Untersuchungsauschuss zur Hypo Real Estate: Was wusste Peer Steinbrück?
Der Bundestag setzt heute einen Untersuchungsausschuss ein, um zu klären, ob der Finanzminister die Rettung der Hypo Real Estate so lange aufschob, bis die frühere Mutterbank nicht mehr haften musste.
BERLIN dpa/taz | Der Bundestag setzt am heutigen Donnerstag in Berlin den Untersuchungsausschuss zur Beinahe-Pleite des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE) ein. Das Gremium soll klären, ob und welche Verantwortung der Staat bei den Milliarden-Verlusten der Bank trägt.
Im Kern geht es um die Frage, ob die Regierung rechtzeitig und angemessen auf die Schieflage der HRE reagiert hat. Die HRE ist eine Ausgründung der HypoVereinsbank. Laut dem Fraktionschef der Linkspartei, Oskar Lafontaine, habe das Finanzministerium überraschenderweise genau an dem Tag auf die HRE-Krise reagiert, als eine fünfjährige Frist abgelaufen war, innerhalb der die Vorbesitzerin HypoVereinsbank noch hätte zur Mithaftung herangezogen werden können.
Nun gelte es zu klären, sagte Lafontaine gegenüber dem RBB-Sender Radio Eins, ob das Finanzministerium von dieser Frist gewusst habe und "ob die Bundesregierung es versäumt hat, die Weichen so zu stellen, dass diese HypoVereinsbank haftet" - und dass "der Steuerzahler nicht zu schwer belastet wird".
Untersucht werden sollen auch mögliche Lücken bei der Aufsicht. Die HRE wird nur dank staatlicher Garantien von 87 Milliarden Euro am Leben gehalten. Das Gesamtrisiko für den Steuerzahler beziffert der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle auf 230 Milliarden Euro.
Am Freitag soll die erste Sitzung des Ausschusses stattfinden. FDP, Grüne und Linkspartei hatte die Überprüfung des HRE-Finanzdebakels im Parlament durchgesetzt. Die FDP will unter anderem den früheren Vorstandschef der maroden Bank, Georg Funke, vorladen. Neben Funke sollen auch der Chef der Finanzaufsicht Bafin, Jochen Sanio, Bundesbankpräsident Axel Weber und Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) Rede und Antwort stehen.
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