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Unterschicht in die Mitte gerücktDank dir, Hartz IV!

Seit Hartz IV kann jeder Unterschicht werden. Das "Regelbedarf-Ermittlungsgesetz" wird so auch für die Mittelschicht und die Medien interessant.

Die Unterschicht gilt seit Hartz IV als relevant. Bild: reuters

Wenn die Bundesregierung am Mittwoch beschließt, wie viel Geld ein Hartz-IV-Empfänger bekommt, werden sich alle dafür interessieren. Sozialverbände werden sich zu Wort melden, in der "Tagesschau" beklagt sich die Opposition über die niedrigen Regelsätze, die taz bringt eine Schwerpunktseite. Hartz IV bewegt eben die Gemüter. Hartz IV ist relevant.

Früher war das anders. Bevor SPD und Grüne die Agenda 2010 durchsetzten, gab es kein Hartz IV. Stattdessen gab es zwei grundsätzlich verschiedene Systeme für Leute, die längere Zeit ohne Arbeit waren. An der Frage, zu welchem dieser Systeme man gehörte, entschied sich der soziale Status und vor allem der monatliche Geldeingang.

Wer auf der Sonnenseite der Arbeitslosigkeit gelandet war, bekam Arbeitslosenhilfe. Die Arbeitslosenhilfe gab es lebenslang, und sie betrug 53 Prozent des letzten Nettolohns. Mit Kind sogar 57 Prozent. Wer einmal gut verdient hatte, brauchte sich also keine Sorgen mehr zu machen. Natürlich gab es Einschränkungen, man konnte seinen Lebensstandard nicht halten, aber sich zumindest eine Stufe drunter ganz komfortabel einrichten. Viele Aussteiger nahmen das Geld und reisten um die Welt, entdeckten ihr künstlerisches Talent oder schrieben ein Buch.

Und dann gab es da noch die Sozialhilfe. Sozialhilfe, das waren die anderen. Die, die ihr gesamtes Leben lang noch nie eine Arbeit hatten. Jedenfalls keine geregelte, so richtig mit Lohnsteuerkarte und Sozialversicherungsbeiträgen.

Bild: taz

Dieser und andere Texte erscheinen in der sonntaz vom 16./17. Oktober 2010.Ab sofort mit noch mehr Seiten, mehr Reportagen, Interviews und neuen Formaten. Die sonntaz kommt jetzt auch zu Ihnen nach Hause: per Wochenendabo.

Hartz-IV-Erhöhung

Der Termin: Am kommenden Mittwoch wird die Bundesregierung ihren Entwurf für das "Regelbedarf-Ermittlungsgesetz" beschließen. Erwachsene Langzeitarbeitslose sollen nach dem Willen der schwarz-gelben Koalition in Zukunft fünf Euro mehr pro Monat erhalten. Kinder sollen statt Geld Vereins-, Kultur- und Ferienangebote nutzen können. Details stehen noch nicht fest.

Der Weg: Das Gesetz muss nicht nur durch den Bundestag, sondern auch durch den Bundesrat - und dort hat Schwarz-Gelb keine Mehrheit. Daher kann es sein, dass die endgültige Entscheidung erst im Vermittlungsausschuss fällt und der Regelsatz stärker erhöht wird als geplant. Die Koalition plant, dass das Gesetz bis Dezember beschlossen wird, damit es zum Januar 2011 in Kraft treten kann.

Die Öffentlichkeit interessierte sich nicht für die. Ab und zu erschien mal eine Reportage aus dem Sozialhilfemilieu. Darin ging es um Leute, die nicht genug Geld für die Schulhefte ihrer Kinder hatten, die sich über eine angeblich falsche Berechnung ihres Geldes durch die Sozialämter beklagten und die für eine Mark pro Stunde arbeiten mussten. Das las sich ein bisschen wie aus einem fernen Land. Etwa Bhutan oder Tasmanien. Das Ansehen von Journalisten, die Sozialreportagen schrieben, war in vielen Redaktionen ungefähr so hoch wie das der Leute, die die Tabellen mit dem Fernsehprogramm zusammenstellten.

Das hat sich ganz grundlegend geändert. Die Nöte und Sorgen, die Verhältnisse und Ungerechtigkeiten, die Zwänge und Schicksale der Unterschicht werden inzwischen sehr ausführlich von den Medien beleuchtet. Ein Bereich, der früher viel zu wenig betrachtet wurde, erfährt inzwischen die ihm gebührende Aufmerksamkeit.

Wir Journalisten würden uns das Verdienst für diesen Wandel ganz gerne selbst anrechnen. Doch der Dank gebührt Hartz IV. Erst Hartz IV hat dafür gesorgt, dass die Unterschicht nicht länger ignoriert wird. Denn durch Hartz IV ist die Unterschicht in die Mitte der Gesellschaft gerückt.

Egal, wie lange man gearbeitet hat: Jüngere bekommen jetzt nur noch maximal ein Jahr lang Arbeitslosengeld, Ältere maximal zwei Jahre. Danach kommt Hartz IV, und zwar für alle. Das bedeutet den Umzug in eine kleinere Wohnung mit "angemessener" Miete. Und 359 Euro für den Lebensunterhalt.

Hartz IV kann jetzt alle treffen - und nicht mehr nur die anderen. Wer nicht selbst betroffen ist, der merkt doch zumindest, wie im Freundeskreis die Einschläge immer näher kommen. Das hat der dahinkümmernden Bewegung für mehr soziale Rechte zu neuer Stärke verholfen. Und das manifestiert sich längst nicht nur in neuen Sozialdemonstrationen und in der Linkspartei. Es führt vor allem dazu, dass Soziales inzwischen zu den gesellschaftlichen und medialen Großthemen gehört. Die Unterschicht ist inzwischen relevant. Ähnlich wie der Klimawandel - der gilt seit ein paar Jahren auch als relevant, obwohl es die Probleme da ja ebenfalls schon etwas länger gibt.

Doch die Unterschicht kann sich jetzt nicht nur endlich der ihr gebührenden Aufmerksamkeit sicher sein. Es zahlt sich auch aus, dass sie nun überall als relevant gilt. Etwa beim Bundesverfassungsgericht. Jahrzehntelang hatte man in Karlsruhe keinerlei Einwände gegen die Sozialhilfesätze. Als das Ding plötzlich einen neuen Namen hatte und anfing, die Mittelschicht zu bedrohen, monierten die Richter die fehlerhafte Berechnung. Die Regierung muss jetzt etwas drauflegen.

Zwar soll es nach dem Willen der schwarz-gelben Koalition nur fünf Euro mehr geben. Doch die Sozialbewegung hat inzwischen auch die Sozialdemokraten erfasst. Die gleiche SPD, die damals die ursprünglichen Hartz-IV-Sätze beschlossen hatte, ist jetzt der Ansicht, dass die Erhöhung dieser Sätze um fünf Euro viel zu gering ist. Und weil die schwarz-gelbe Koalition im Bundesrat keine Mehrheit hat, wird man sich am Ende wahrscheinlich auf eine etwas großzügigere Anhebung einigen. Und wieder werden alle darüber berichten.

Früher hätte es das nicht gegeben.

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31 Kommentare

 / 
  • A
    Anita

    Es ging bei den HartzIV-Gesetzen doch nie um Gerechtigkeit.

    Es sollte eine Drohkulisse aufgebaut werden, damit die Arbeitnehmer eingeschuechtert werden, jeden noch so schlechten Job anzunehmen.

    Von diesen Gesetzen haben nur die Arbeitgeber profitiert.

    Die Leute sind bereit, fuer einen Hungerlohn zu arbeiten, unbezahlte Ueberstunden zu machen, ... weil sie Angst haben, in die Arbeitslosigkeit zu rutschen, weil jeder noch so miese Job besser ist als ALG2.

    Schroeder hatte doch selbst zugegeben, dass HartzIV nur eingefuehrt worden ist um in Deutschland einen Billiglohnsektor zu etablieren.

    Zeitarbeit hat ihr Uebriges getan um den Kuendigunsschutz effektiv zu unterlaufen.

    Deutschland lohnt sich - fuer Investoren und Arbeitgeber.

    Woher kommen den Gewinne aus Firmenanteilen? Das ist das Geld, das die Arbeitnehmer erwirtschaftet haben, man ihnen aber vorenthaelt.

    Und warum lassen sie es sich gefallen? Weil Arbeitslosigkeit dank unzulaessiger ALG-Sanktionen das existenzielle Aus bedeuten kann.

  • GH
    Gisela Hertz

    Jeder Mensch hat das Recht zu "faulenzen". Denn das bedeutet nichts weiter als Meditation, eine Auseinandersetzung mit sich Selbst. Arbeitslosigkeit als Chance zu Selbstfindung. Wir kommen alle mit einer Aufgabe in diese Welt an und da wir (fast) alle Menschen sind, haben wir eine humanitäre Aufgabe. Die besteht darin, Solidargemeinschaften zu gründen, den Zusammenhalt einer Gruppe zu stärknn und die Versorgung für unsere schwangeren Mitbewohner und Kinder zu sichern sowie kranke und alte gebrechliche Personen.

     

    Das sollte oberste Ziel einer Volksgemeinschaft sein und nicht ungeschult Medienpropaganda zu konsumieren oder aus allem seinen habgierigen Vorteil zu ziehen!

     

    Lasst euch nicht länger veräppeln. Der Sinn des Lebens besteht darin, das Ziel zu suchen ohne den Weg zu finden. Und biireschön findet es selbst heraus!

  • L
    Lange

    @EnzoAduro

     

    Für wen, bitte schön, ist Hartz 4 gerecht? Ich war selber Hartz 4 Empfängerin und habe in meinem Leben insgesamt 4 Jahre gearbeitet. Mein Vater, der immerhin 45 Jahre!!! gearbeitet hat, hat am Ende genausoviel Geld bekommen, wie ich.

    Wie kann es sein, dass man jahrelang schuftet in die Sozialversicherung 45 Jahre einzahlt und am Ende sehen muss, wie man über die Runden kommt. Er ist übrigens verarmt gestorben, obwohl er 45 Jahre für die Familie als Fernfahrer die gesamte Woche unterwegs war um uns zu ernähren!

     

    Meinen Sie, die Jugend heutzutage hat noch großartig Lust, eine Ausbildung zu machen oder zu studieren, wenn sie heute schon weiß, dass man in ein paar Jahren ohne Arbeit dasteht, und genauso viel Geld am Ende hat, wie wenn man gleich zuhause sitzt?

     

    Wo sehen Sie hier bitte Gerechtigkeit???

  • N
    nicopater

    Natürlich war die Arbeitslosenhilfe kein Paradies. Das zu behaupten ist Quatsch. Es gab die über Jahre geführte Debatte, ob es nicht gerecht sei, A- Hilfe und Sozialhilfe zusammen zu legen; eine von Sozialhilfe-Praktikern und Linken geführte Debatte. Gründe: A-Hilfe- Bezieher konnten eine Rente erwarten, die oft über der lag, die Arbeiterinnen zu erwarten hatten, obgleich die mit ihren Steuern die A-Hilfe- Bezieher(und -innen) mitfinanziert hatten. Außerdem beklagten Praktiker die immer weiter ausufernden, durch Richterrecht erzwungenen Zusatz-Regelungen, die ein bürokratisches Anspruchs-Dikicht erzeugten. Die Antwort waren die Hartz-Gesetze, die vieles regelten aber auch offenlegten, dass unsere Gesellschaft k e i n e verbindliche Vorstellung von Gerechtigkeit hat. Die legt nämlich nicht in der Festlegung von Leistungen, sondern darin, erkennbar, erfahrbar, dokumentierbar, erlebbar anständig miteinan der umzugehen.

  • DH
    Dr. Harald Wenk

    @Rheinhold Schramm

    ist unebdingt zu beachten. Die ungeheure Dreistheit,

    mit der die ungeheuren Produktivitäsgewinne, die Lebenserleichterunegn, an den vorbeilaufen, die dafür entweder arbeiten oder ungeheure Ausbildungsanstrengungen unternehmen, ist kaum zu fassen.

    Ebenso, dass das "soziale Netz" beim Wegfall der Einkommensquelle, der schon fast üblich ist, so dünn gespannt ist.

    SO WENIG SINN FÜR DIE ABSICHERUNG DES EINKOMMENSSTATUS PER ARBEITSLOSENVERSICHEUNG HAT DIE GRENZE ZUR "DUMMHEIT" FAST SCHON ÜBERSCHRITTEN.

     

    Die "Anmassung" im Kopf der Bestimmung über die Arbeitsplätze rächt sich doppelt in schlechter Lohnquote, und schlechter Absicherung. Real bestimmen nur die Arbeitgeber. Viel brutaler, als bekannt ist. Die lassen einfach Firmen pleite gehen

    und machen keine neuen auf.

    Zu den Arbeitgebrn gehört bei einer Staatsquote von 50 % allerdings der Staat.

    Der ist zur Gleichbehandlung verpflichtet.

     

    Das tut er aber nicht, sondern schustert das Geld gerdezu massenhaft den schon Besitzenden zu. "Wer hat, dem wird gegeben werden". Dem Autor der Worte haben die Staatsmachtinahber das Leben genommen.

    Denen hatt er auch nur "ihren Anteil" zugedacht.

     

     

     

    @EnzoAduro

    hat wohl seinen "speziellen Fall" im Auge oder eingfach "billige Polemik".

    Das "nach unten ziehen" auf das unterste Unglück

    von selber Unglücklichen mit dem Slogan "ungerecht"

    ist nun wirklich der fehlegeleiteste Sozialneid.

    Schon Plato kennzeichnet das "Sklave von Sklavensein", deren Mechanismus da zum Vorschein kommt, als das schlimmste Los.

  • S
    sophica

    Ihren Kommentvon EnzoAduro:

    An EnzoAdur

    "Das ist echt wichtig.

     

    Hartz 4 war ein Fortschritt.

     

    Früher bekam ein arbeitsloser Ingeneur mehr als ein arbeitsloser Ungelernter.

     

    DAS war ungerecht.

     

    Hartz 4 ist im kern gerecht. Über die Höhe wird man sich immer streiten." (von EnzoAdur)

     

    Ist eine solche Grechtigkeit erwünscht, dass die, die noch einigermaßen gut dastanden, jezt so schlecht gestellt werden wie andere? - Ich kann es mir gut anders vorstellen und das wäre möglich bei dem gesellschaftlichen Reichtum und der hohen Entfaltung der Produktivkräfte, die wir haben; nämlich so, dass jeder angemessen leben kann. Und so gerecht ist vielleicht Hartz IV auch wieder nicht: Es macht schon einen Unterschied, ob jemand bereits 30 Jahre lang körperlich schwere Arbeit geleistet hat und davon schon ziemlich verschlisssen ist und schon allein deshalb keinen Job mehr kriegt oder ob jemand noch jung ist, wenig gearbeitet hat und noch fit ist. (Wobei es natürlich eine Schande ist, wie wenig wir dann die Fähigkeiten und Kräfte dieser jungen Menschen entwickeln und nutzen.)So einfach ist das mit der Gerechtigkeit nicht. Wir brauchen eine Wirtschaft, ein Wirtschaftssystem, dass Wohlstand und Gesundheit für die große Mehrheit, besser für alle, bringt.

  • K
    kMfN

    Sehr witzig.

     

    Oder ist der Autor tatsächlich soweit weg vom Thema und der Realität?

  • W
    Wolfgang

    Hat man total vergessen, daß Hartz IV von dem Hartz entworfen wurde, der auf Kosten von VW seine Bordellbesuche finanziert hat und der bei Gericht wegen Untreue verurteilt wurde, jedoch recht milde?

    Diesem Hartz "verdankt" jeder Betroffene seinen weiteren Lebensweg, während Hartz selbst weiter im Geld schwimmt. Das zur deutschen juristische Gerechtigkeit.

    Und jetzt wird eifrig diskutiert mit ernstem Blick und erigiertem Zeigefinger, wer glaubt denn noch an unsere

    Volks-verdreher?

    Bah, was habt'er doch für ne fiese Charakter.

  • B
    Bloguette

    Die AlHi war nur höher als die Sozialhilfe für diejenigen, die vorher gut verdient und davon keine Familie zu versorgen hatten.

  • Z
    zimmi

    Kein anderes Land benennt ein Gesetz nach einem Vorbestraften ! Bitte vermeidet dieses furchtbare H.....IV ! ALG II ist die korrekte Bezeichnung. Und ALG II ist die jetzige und zukünftige Vorruhestandsregelung für viele Menschen - Beamte ausgenommen.

  • E
    E.Geffroy

    Danke an Schröder, Clement und Peter Hartz.Sie haben Deutschland frei gemacht.

     

    Freedom's just another word for nothing left to lose

    (Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, das man nichts mehr zu verlieren hat.

    Janis Joplin

  • SL
    Sam Lowry

    *Zitatfunktion an* Viele Aussteiger nahmen das Geld und reisten um die Welt, entdeckten ihr künstlerisches Talent oder schrieben ein Buch. *Zitatfunktion aus*

     

    Wieviele Millionen waren das genau ? Lächerlich...

  • TL
    Terese le duc

    In Deutschland von Armut zu sprechen ist in den meisten Fällen wohl eher ein Hohn für wirklich arme Menschen; in vielen Ländern ohne einem großartigen sozialem Netz wie in Deutschland.

    Sich darüber zu mokieren dass man als Arbeitslosengeld Empfänger nicht verreisen durfte ist ja wohl auch dreist. Round the World Ticket von Sozialamt? Hotel und Flug aus der sozialkasse? Mit 300 Euro aus Deutschland sich in Thailand einnisten?

    Dreist!

    Den Leuten geht es viel zu gut hier und jeder hat dieselben Chancen.

    Sich darüber zu beschweren trotz ungewolltem oder in vielen Fällen gewolltem Nichtstun bestens versorgt zu sein ist doch wirklich eine tolle Sache und keine selbstredende Selbstverständlichkeit!

    Für mich ist arbeiten bzw für meinen lebensunterhalt selbst zu sorgen eine Selbstverständlichkeit. Einen Job habe ich bisher immer gefunden. Wenn man will, gibt es an jeder Straßenecke Jobs!

    Von allen, die vom sozialen Netz aufgefangen werden wäre mal Dankbarkeit angebracht und nicht dauerndes Gemecker! Das langweilt! Desweiteren bin ich überzeugt, dass selbst eine größere Erhöhung das dauernde Gemecker nicht verhindern würde.

    also, freut Euch über die 5 Euro! Besser als 1 Euro mehr, oder nicht?

  • JK
    Juergen K

    Sehr gut geschrieben, der Artikel - Sehr gut.

     

    Die Mittelschicht.

    Na, es gibt die Mittelschicht und die Mittelschicht.

     

    Na, die Singles mit 5 000 - 20 000 Netto wird wohl eher jucken, welches Auto man sich die tage vom Verkäufer mal nach Hause liefern lassen kann.

     

    Die darunter, sind gerad mal am Arbeiten und können in den Urlaub; nebst irgend eine Blechkarosse für den Stau von und zur Arbeit.

     

    Die halten sich für die, die alles bezahlen. Hören aber dabei CDU SPD und FDP nicht zu:

     

    Denn Alles wird von den Reichsten bezahlt.

     

    Soon Pech aber auch, haben die doch als Unteernehmen und Kapitalgesellschaften 35% Rendite.

     

    Klar muss die jemand erwirtschaften! Wer wohl?

     

    Die Gepeinigten in der Angst vor Hartz4, mit kostenlosen Überstunden. Derart am Rande der Nettokreditaufnahme, dass sie nicht mal mehr an Arbeitszeitverteilung denken.

     

    Genau, das hat es mal gegeben.

     

    Aber so fubnktioniert es nun mal.

    Alles andere als Praktikanten ist über!

     

    Geradezu pervers die Werbeslogans:

     

    "Lassen sie Ihr Geld arbeiten!" , lässt man doch nicht mal seinen Nachbarn oder Mitmenschen (mit-) arbeiten.

     

    "Und sogar die Internetgilde rüstet gleichwohl auf:

    Auf XING "lassen Sie Ihr Netzwerk arbeiten!".

     

    Wo die Rendite herkommt ist scheissegal.

     

    Rendite, Rendite, Rendite.

     

    Der Finanzminister macht in der Pressekonferenz die "Würde" lächerlich und muss dafür "ein paar Mark" bereithalten.

     

    Gelogen, Hartz4 soll nicht steiegen und 6 MRD werden gekürzt. Die verarmten Gemeinden sollen den Rest kürzen.

     

    Sogar von der Leyen belustigt sich, herausgefunden zu haben, das keine Pelze und Yachten jetzt kein Tabak und kein Alkohol sein soll.

     

    Drecksäue - die so mit meiner Verfassung umgehen.

     

     

    Zu eruieren bleiben die Budgets für die Weihnachtlichen Kugelschreiber.

  • K
    kommentar#9

    für mich klingt der Artikel zynisch, als habe man der Berichterstattung genüge getan.

     

    Mal über zunehmende willkürliche Sanktionen berichtet?

    oder die Paktiken zum Zwang zu Bewerbungstrainings?

    (die eine Aufwertung der Statistik bedeutet)

    oder Paktiken zu Zusatzklauseln in EVGs?

    Verfahrensweisen zu Bildungsangeboten?

    Beratungen, so sie denn stattfinden?

    Gezielte Diffamierungen?

    Observationen der Hilfsbedürftigen?

     

    muss ich verpasst haben!

  • NT
    noch TAZ-leser?

    für mich klingt der Artikel zynisch, als habe man der Berichterstattung genüge getan.

     

    Mal über zunehmende willkürliche Sanktionen berichtet?

    oder die Paktiken zum Zwang zu Bewerbungstrainings?

    (die eine Aufwertung der Statistik bedeutet)

    oder Paktiken zu Zusatzklauseln in EVGs?

    Verfahrensweisen zu Bildungsangeboten?

    Beratungen, so sie denn stattfinden?

    Gezielte Diffamierungen?

    Observationen der Hilfsbedürftigen?

     

    muss ich verpasst haben!

  • B
    bahn

    Aber so schlecht war doch die Sozialhilfe auch nicht, wie Florida-Gerd gezeigt hat.

  • LD
    london dry

    DANKE

    der dosen-gin-tonic und ich haben spass gehabt!

  • PK
    Peter Klein

    Es ist unglaublich, wieviel Unsinn in diesem Artikel geschrieben wird. Ich kenne viele arbeitslose Ingenieure, die in früheren Zeiten auch Arbeitslosenhilfe bekommen hatten, aber ich kenne niemanden, der die Arbeitslosigkeit dazu genutzt hat, um zu Reisen oder Bücher zu schreiben oder sonst wie sich ein bequemes Leben zu machen. Alle wollten nur eine Arbeit, die Spaß Macht und den Qualifikationen entsprechend bezahlt wird.

  • HP
    Herbert Pichel

    Hartz IV ist und bleibt das größte gesellschaftliche Verbrechen der Nachkriegsgeschichte! Die SPD hat dafür die Quittung in Wahlen bekommen, die Grünen nicht, denn Sie haben keine Politik GEGEN Ihre Wähler gemacht. Wie sagte ein bekannter Kabarettist doch so schön: "Der Grünen-Wähler ist ein FDP-Wähler mit Gewissen! Er gehört zu den Besserverdienern oder können Sie im Reformhaus einkaufen gehen?"

    Das Problem bei unserem Politik-System ist, dass für Politiker ein Meineid nicht strafbar ist! Gleichheit vor Gericht - eine Farce. Es ist was FAUL in Deutschland!

  • BD
    Brando Dingsda

    @ Reinhold Schramm, interessante Zahlen aber in missverstädlichem Kontext präsentiert, die Masse der Lohnarbeiter und sonstigen Angestellten hatte 2007 ein Einkommen von = 595 Mrd EUR zur Verfügung, das waren 85% der Population. Im Durchschnitt waren das 10.625 EUR.

     

    Die kleinen und größeren Selbstständigen und Unternehmer (6,5 % der Bevölkerung) hatten an Einnahmen = 585 Mrd EUR zur Verfügung, im Durchschnitt macht das 146.250 EUR pro Kopf.

     

    Da ist der Unterschied in der Masse, es gibt kaum eine "Mittelschicht" es gibt besser und schlechter verdienende in beiden Segmenten, wir haben eine zwei Klassen Gesellschaft darüber sollte man sich nicht hinwegtäuschen, ... ernsthaft.

     

    Und was hier im Artikel angesprochen wird, ist auch nicht mehr im Stil der TAZ der frühen Jahre, sondern eine wie auch hier angemerkte, hohnlächlende Preisung der angeblich sozialen Verhältnisse vor der SPD Wende zur Agenda 2010 ud HartzIV, verhalten ironsierender Lob einer Partei die früher immer behauptete, sozial verträgliche Massnahmen anzubieten, aber seit Boss Schröder erkennbar und nachhaltig die Fronten gewechselt hat und von ein paar Ausnahmen abgesehen, wie dem leider verstorbenen H. Scheer, kaum noch Pwersonen anbietet, die Interessen irgendwelcher devaorisierten Klassen und Menschen verteten oder überhaupt ansprechen.

  • B
    B.Palme

    Zu Wendula Strube: Was denn stimmt ? Dass die SPD mit der CDU Kungelei betreibt, als politische Klasse. Wenn die SPD dran wäre, dann hätte es noch nicht einmal 5 Euro mehr für H4-Empfänger gegeben.

  • EM
    ehemalige Mittelschicht

    @ EnzoAduro

     

    "Hartz IV war ein Fortschritt"

     

    Ein Fortschritt zurück ins 19. Jahrhundert, wo jeder zu jeder Arbeit gezwungen werden konnte.

     

    Vergessen Sie Ihr SPD-Parteibuch mal und sehen Sie sich die Ergebnisse dieses monströsen Züchtigungsgesetzes an.

     

    Sind Sie erst mal drin - wenn Sie Ihre Stelle verlieren wegen weiterer "Rationalisierungsmaßnahmen" nach einem Jahr Arbeitslosigkeit, müssen Sie auch als Akademiker mit mehreren Berufen jede Drecksarbeit machen, wozu m. E. auch "moderne Dienstleistungen" gehören, im Call-Center Leuten was aufdrängen für 8 Euro brutto die Stunde. Wenn Sie über 40 sind, kriegen Sie nichts anderes mehr!

     

    Willkommen im Deutschland 2010, auch Sie werden noch aufwachen.

  • H
    Hængemattenlieger

    Der Gerechtigkeit halber sollte man hinzufuegen, dass die alte Arbeitslosenhilfe nicht so einfach ausgezahlt wurde, wie hier dargestellt. Auch damals gab es den Druck des Arbeitsamtes, sich aktiv eine Stelle zu suchen, einschliesslich Sanktionen. Dass mit der Weltreise auf Arbeitslosenhilfe scheint mir total unglaubwuerdig, da es die Pflicht gab, staendig erreichbar zu sein. Leute, die dabei erwischt wurden, dass sie ohne Erlaubnis des Arbeitsamtes den Wohnort verliessen, mussten mit Einbussen bzw. Aberkennung der Arbeitslosenhilfe rechnen (das wurde auch strikt so gehandhabt). Unvergessen auch die wunderlichen 'Weiterbildungsmassnahmen'.

     

    Dass das alte Arbeitslosengeld/Arbeitslosenhilfe so eine Art Schlaraffenland war ('soziale Haengematte'), ist wohl eher Propaganda der Schroeder-SPD.

  • EM
    ehemalige Mittelschicht

    Danke,

    meinen untertänigsten Dank!

     

    Dank an Peter Hartz, G. Schröder, W. Clement, endlich darf die Mittelschicht spüren, wie die Unterschicht aussieht. Soziologische Studien, mitunter lebenslängliche sind möglich geworden.

     

    Habt ihr auch schon heraus gefunden, wie man sich fühlt, wenn man deklassiert wird und nicht mehr heraus kommen kann? Das ist toll, denn Armut schändet nicht.

     

    Hat mehrere Vorteile: Wer arm ist, braucht nicht so viel Angst vor der Zukunft zu haben, denn er hat sparen gelernt (z. B. frieren im Winter, daran ist man dann gewöhnt). Wer arm ist hat nichts mehr zu verlieren, keine Aktien usw., die verlieren könnten an Wert.

     

    So lasst uns noch mehr Leute, diesen tollen Zustand spüren, nicht nur kostenlose Praktika und Probearbeit, Billigarbeit für alle muss doch sein, außer natürlich für Parteifunktionäre, Lobbyisten und Millionäre, die ernten davon.

  • A
    Arbeitstier

    Hartz IV für fast jeden? Ja, das ist die Wahrheit!

     

    Da werden sich viele Angestellte und Arbeiter noch wundern, auch die, die heute noch gut verdienen.

    Jeder, der es nicht schafft in seinem Job bis 2 Jahre vor seinem frühesten „in Rente zu gehen Zeitpunkt“ zu arbeiten, wird Hartz IV Bezieher.

    (Wenn er nicht zu viel Vermögen hat und ihm deswegen sogar Hartz IV verweigert wird.)

    Nach 2 Jahren Arbeitslosengeld für Ältere.

     

    Frühester Zeitpunkt, um heute in die vorgezogene Rente mit Abschlag zu gehen, liegt bei 63 Jahren, er steigt bis 2027 auf 65 Jahre an.

    Leute mit gesundheitlichen Einschränkungen können eventuell früher in Rente. Das wurde aber in den vergangenen Jahren schon stark eingeschränkt und wird immer mehr erschwert.

     

    Wer träumt also nach davon bis 61 Jahren in seinem Job zu sein??

    Alle anderen können sich schon heute mal mit Hartz IV vertraut machen, dass sie dann, wenn sie selbst so weit sind, von Hartz X nicht so arg geschockt werden.

  • S
    Sontag

    Die Mittelschicht ist durch das Lohnabstandsgebot noch in ganz anderer Weise betroffen: Durch jede noch so kleine Erhöhung gerät ein höherer Prozentsatz der Arbeitenden in das Heer der Aufstocker, also der Leute, die von ihrer Arbeit nicht leben können. Und gleichzeitig verhindert die durch Hartz IV aufgebaute Drohkulisse nennenswerte Lohnerhöhungen.

     

    Ich war bei der Demo in Oldenburg gegen schwarzgelbe 5-Euro-Beleidigung dabei. Ich hätte mir gewünscht, dass sich mehr Leute, die nicht unmittelbar betroffen sind, solidarisieren. Aber die Berührungsängste sind derzeit einfach noch zu groß.

  • RS
    Reinhold Schramm

    Nochmals, eine notwenige Anmerkung zur "Mittelschicht".

     

    1.) Zur "Oberschicht" gehören zehn Prozent der Bevölkerung. Sie verfügt über einen privaten Netto-Vermögensanteil - aus der Wert- und Mehrwertschöpfung der "Unterschicht" - in Höhe von 61,1 Prozent, bzw. über 4.032,6 Milliarden Euro.

     

    2.) Zur "Mittelschicht" bzw. zum differenzierten "Mittelstand", gehören zwanzig Prozent der Gesamtbevölkerung! Die "Mittelschicht" verfügt in Deutschland über einen Netto-Vermögensanteil von 30,1 Prozent, bzw. 1.986,6 Milliarden Euro.

     

    3.) Die sozialökonomische und gesellschaftspolitische "Unterschicht" = 70 Prozent der Gesamtbevölkerung = die Bevölkerungsmehrheit aus differenzierter Lohnarbeit und realer Reichtums- und Mehrwertschöpfung. Die soziale "Unterschicht" (70%) - verfügt nur über 9 Prozent des Netto-Gesamtvermögens, rund 594 Milliarden Euro. = Ein Anteil von 40 % der Gesamtbevölkerung, mit einem Vermögensanteil von 1,6 Prozent bzw. 105,6 Mrd Euro, und ein Anteil von 10 % der Gesamtbevölkerung mit einem Schuldenstand von 105,6 Mrd. Euro. = In Verrechnung: 50 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland sind ohne Eigentum und (ohne) Vermögen; allenfalls differenzierte Reproduktionsmittel, einschließlich der Menschen in Mini-Mindestlohn, Hartz-Aufstocker, Zeit- und Leiharbeit, Arbeitslosigkeit, (noch) offenen Hatz-IV-Vollzug und gesellschaftspolitisch von BDA bis CDU-FDP erwünschter Armut.

     

    Also, rund 70 % befinden sich in der sozialen "Unterschicht" und rund 20 % in der sog. "Mittelschicht".

     

    Merke: Die falsche Diskussion um die 'Mittelschicht' dient nur der erwünschten Ablenkung von der realen Klassengesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland! Die große Mehrheit der Bevölkerung - vor allem aus Lohnarbeit und Wertschöpfung - gehört zur differenzierten Unterschicht!

     

    Trotz alledem!

  • E
    EnzoAduro

    Das ist echt wichtig.

     

    Hartz 4 war ein Fortschritt.

     

    Früher bekam ein arbeitsloser Ingeneur mehr als ein arbeitsloser Ungelernter.

     

    DAS war ungerecht.

     

    Hartz 4 ist im kern gerecht. Über die Höhe wird man sich immer streiten.

     

    Und die die sich am meisten über Hartz 4 aufregen sind die die vorher mehr bekamen. Also langzeitarbeitslose vorherige Gutverdiener. Das war ungerecht und entsprach einem "Ständerecht"

     

    Ich weiß noch wie die Staatsausgaben durch Hartz 4 stiegen. Also wurde am Stichtag mehr in das system gepumpt. Geärgert hat sich nur die Mittelschicht mit ihrer Lobby.

     

    Die größte Ungerechtigkeit ist im moment die das Obdachlose es schwehrer haben Hartz 4 oder so etwas zu bekommen. Das ist viel wichtiger als die 5 euro

  • WS
    Wendula Strube

    Just vor fünf Minuten habe ich gelesen, dass die SPD nicht gegen, sondern für die Neuregelung stimmen wird. Zu lesen ist das hier:

     

    http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenueberhartziv/hartz-iv-spd-verkauft-alg-ii-bezieher-399199.php

     

     

    Was stimmt denn nun? Ich bitte um Aufklärung.

  • C
    creezy

    Ja, und dann liest man überall von tollem Aufschwung. Und liest im gleichen Atemzug von dem Stelleangebot, in dem vom Bewerber (vollständige Bewerbungsunterlagen) Mitarbeit für € 1,50/Stunde erwartet wird.