Unternehmensberater über Chefinnen: "Sie haben keine Autoritätsprobleme"
Zwei Drittel aller Deutschen können sich vorstellen, eine Chefin zu haben. Die Furcht, Frauen können sich nicht durchsetzen, ist unbegründet, sagt Unternehmensberater Bernhard Walter.
![](https://taz.de/picture/270129/14/chefin_telefon.20110426-13.jpg)
taz: Herr Walter, in einer Online-Umfrage haben Sie herausgefunden, dass es zwei Dritteln der Deutschen egal ist, ob sie einen Chef oder eine Chefin haben. Auch Chefinnen in Teilzeitjobs sind gern gesehen. Müssen Firmen umdenken?
Bernhard Walter: Die Angst vieler Unternehmen, dass Teilzeit-Chefinnen Autoritätsprobleme haben, ist unbegründet. Ebenso die Annahme, sie könnten sich nicht durchsetzen.
Mit welchen Vorurteilen haben Chefinnen zu kämpfen?
Offensichtlich mit kaum einem. Nur noch jeder fünfte Arbeitnehmer hält Männer für die besseren Chefs.
Immer mehr Frauen in Führungspositionen haben Kinder. Sind Teilzeit-Chefinnen ein Thema der Zukunft?
Unternehmen sind jedenfalls gut beraten, wenn sie künftig ihre Firmenkultur auf Teilzeitmodelle auch für Führungskräfte umstellen. Unternehmen, die keine flexiblen Arbeitszeiten anbieten und die es Frauen und Männer in Führungspositionen nach der Elternzeit nicht ermöglichen, als Teilzeitkräfte ins Unternehmen zurückzukehren, verlieren als Arbeitgeber ihre Attraktivität und verschenken wichtiges Potenzial.
Was muss passieren, damit es mehr Chefinnen gibt?
Die Politik muss - unabhängig von der aktuellen Debatte um die Quote - die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass Frauen es bis nach oben schaffen können. Dabei geht es jedoch nicht nur um Aufsichtsräte und Vorstände, sondern auch um Führungspositionen auf der zweiten und dritten Ebene. Die Unternehmen sind aufgrund des demografischen Wandels ohnehin bald gezwungen, stärker auf Frauen zu setzen.
Wie muss eine Teilzeitchefin sein?
Wie eine Chefin und wie ein Chef: kompetent, integrativ, glaubwürdig. Führungskräfte, die Teilzeit arbeiten, sind in der Regel sehr effektiv. Sie müssen in kürzerer Zeit das erledigen, wofür andere länger brauchen.
Dann arbeiten sie doppelt so viel.
Das Arbeitsergebnis muss stimmen. Aber ich sage auch immer: Mut zur Lücke.
Der Lebensmittels- und Kosmetikhersteller Unilever wirbt damit, dass sich zwei Frauen einen Führungsjob teilen. Hat dieses Modell Zukunft?
Jobsharing hat sich hier noch nicht durchgesetzt. Aber es kann funktionieren, wenn das Unternehmen das will.
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