Unternehmen seltener Opfer von Kriminalität: Firmen fühlen sich sicherer
Berliner und Brandenburger Firmen werden seltener Opfer von Einbruch, Diebstahl und Betrug, stellt die IHK fest. Konkret wird sie nicht.
Sicherheit ist ein Standortfaktor. Insofern dürfte es Wirtschaftsförderern in den Ohren klingen, wenn die Industrie- und Handelskammer (IHK) bekannt gibt: "Die Wirtschaftskriminalität in der Region geht offenbar zurück." Dies sei ein großer Erfolg, legte der zuständige Arbeitskreis-Leiter Knuth Thiel bei der Vorstellung des Kriminalitätsbarometers am Montag nach. Bei Nachfragen indes zeigte sich, dass die Studie vage bleibt.
Welchen Stellenwert die regionale Kammer der Befragung von 1.300 Unternehmen selbst beimisst, deutete sich auf der Pressekonferenz an. Neben Thiel war die Branchenkoordinatorin für Unternehmenssicherheit, Katrin Safarik, da. Sprecher Holger Lunau hatte einen Stellvertreter geschickt.
Zum dritten Mal nach 2005 und 2007 hatte die IHK Firmen in Berlin und Brandenburg befragt. Die Kriminalität vor allem bei Einbruchsdiebstahl (minus 5,1 Prozent), Vandalismus (minus 4,9 Prozent) und Betrug (minus 7,7 Prozent) ist demnach spürbar zurückgegangen. Auch wird in Läden weniger gestohlen. Einzig die Angriffe von Hackern nahmen nicht ab. Den Rückgang vor allem bei Vandalismusschäden führte Safarik auf die demografische Entwicklung zurück: "Viele Delikte werden von Jugendlichen begangen." Da es weniger junge Menschen gebe, nehme die Zahl der Vorfälle ab. Außerdem werde der Nachwuchs anders sozialisiert, so das Fazit der Expertin für Unternehmenssicherheit: "Tendenziell ziehen sich die Jugendlichen eher vor ihren Rechner zurück."
Absolute Zahlen zur Kriminalitätsentwicklung nannte die Kammer nicht. Welche Branchen in welchen Landstrichen besonders betroffen sind, welche Firmen unter Spionage leiden, wo die meisten Wettbewerbsdelikte zu verzeichnen sind - Fehlanzeige. Auch, wie sich der Standortfaktor Sicherheit im bundesweiten Vergleich darstellt, konnte die IHK nicht mitteilen. Ähnliche Untersuchungen etwa im Hamburger oder Münchner Raum gebe es nicht, so Thiel. Die Berlin-Brandenburger Studie sei "einzigartig".
Die IHK-Experten gehen bei allem Optimismus davon aus, dass die Dunkelziffer hoch ist. Die Anzeigebereitschaft sei mit 13 Prozent "extrem" zurückgegangen, befand Thiel. Einbruchsdiebstähle würden zwar zu fast 90 Prozent angezeigt, reine Wirtschaftskriminalität werde hingegen nur zu 30 Prozent der Polizei gemeldet. "Das hat auch mit der Wirkung auf den Markt zu tun", sagte Safarik.
Zudem vertrauen Firmen der Polizei offenbar nur mäßig - hier will sich die IHK einklinken. Safarik sprach von "Sicherheitspartnerschaften", einer Art rundem Tisch. Auch wolle die Kammer bei Einzeldelikten präventiv wirken. So gebe es im kommenden Januar etwa einen Aktionstag zum Baumaschinenklau in Frankfurt (Oder).
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