Unterm Strich:
Wenn Geschichten aufgeschrieben werden, verwandeln sie sich in Texte. Texte können gelesen und in Umlauf gebracht, aber auch verboten, verbrannt, verloren oder schlicht vergessen werden. Wenn sich aber die Menschen erinnern, ist es schwieriger, ihre Verbreitung zu unterdrücken. Die Berliner Künstlerin Hannah Hurtzig hat mit dem Format „Gespräche aus der Dunkelkammer“ einen Apparat geschaffen, der den Erinnernden hilft, die Texte zurückzuholen. Damit gastiert sie am 20. und 21. Mai in Nowosibirsk.Im Fokus steht der Schriftsteller Nikolai Wassiljewitsch Gogol. Der Autor verbrannte 1852 den zweiten Band seines Romans „Tote Seelen“. Nur Fragmente haben diesen berühmten Akt der Selbstzensur überlebt. Das ist der zentrale Text, der im Dunkelkammer-Apparat reanimiert wird. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem derzeit vor Gericht stehenden russischen Aktionskünstler Pjotr Pawlenski. Während zwei Nowosibirsker Schauspieler aus den Verhörprotokollen lesen, teilen Theoretikerinnen und Künstler bei Tee und Wodka den neuesten Klatsch über Pawlenski und seine Arbeit mit.
Im Puschkin-Kunstmuseum in Moskau sind einem Medienbericht zufolge 59 bislang verloren geglaubte Skulpturen aus Berlin entdeckt worden. Das wurde nach Informationen von Deutschlandradio Kultur bei einer Fachtagung in Florenz bekannt, an der Kuratoren aus Berlin und Moskau teilnahmen. Eine Sprecherin des Puschkin-Kunstmuseums und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin bestätigten den Bericht. Die Kunstwerke seien in einem noch laufenden Kooperationsprojekt mit dem Puschkin-Museum identifiziert worden. In dem Projekt geht es darum, den Verbleib möglicher Beutekunst aus Kriegszeiten zu klären. Insgesamt werden in Russland und anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion rund eine Million Kunstschätze aus Deutschland vermutet. Moskau sieht die Werke, die Sowjetsoldaten nach dem Zweiten Weltkrieg aus Deutschland in die UdSSR verfrachtet hatten, als Entschädigung für eigene Kriegsverluste. Bei den jetzt identifizierten Skulpturen handelt es sich laut Deutschlandradio Kultur um Arbeiten bedeutender italienischer Meister wie Donatello, Lucca della Robbia und Giovanni Pisano.
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