piwik no script img

Unterm Strich

Ganz aktuell eine traurige Meldung: Die Leiterin des Goethe-Instituts in Abidjan, Henrike Grohs, wurde bei einem Anschlag in der Elfenbeinküste getötet. Die Zentrale des deutschsprachigen Kulturinstituts bestätigte gestern entsprechende Informationen der Deutschen Welle.

Die 51-Jährige hatte das Goethe-Institut in dem westafrikanischen Land seit Dezember 2013 geleitet. Zuvor war die studierte Völkerkundlerin in Südafrika tätig. Mehrere Jahre lang arbeitete Grohs auch in Bildungsprojekten der Berliner Philharmoniker.

Insgesamt wurden bei dem Angriff in dem auch bei Touristen beliebten Badeort Grand-Bassam am Sonntag 22 Menschen getötet. Die Anschläge gehen aber sehr wahrscheinlich auf das Konto der Terrorgruppe al-Qaida im Islamischen Maghreb (AQMI).

Der Deutsche Kulturrat hat nach dem Erfolg der AfD bei der Landtagswahl in Sachsen-­Anhalt zum Widerstand gegen deren Politik aufgerufen. Wenn der erste Schock überwunden sei, müssten Kulturschaffende den Forderungen der AfD so schnell wie möglich Einhalt gebieten, sagte Kulturratsgeschäftsführer Olaf Zimmermann am Montag.

Die rechtspopulistische Partei will Museen, Orchester und Theater in Sachsen-Anhaltlaut Wahlprogramm dazu verpflichten, einen positiven Deutschland-Bezugzu fördern. „Das ist genau das, was wir glücklicherweise überwunden haben“, sagte Zimmermann. Mit Blick auf AfD-Anhänger ergänzte er: „Die müssen nicht glauben, dass wir uns das gefallen lassen.“ Als zweitstärkste Kraft im Landtag habe die Partei eine große Gestaltungsmacht – auch in der Opposition. Deswegen müsse man mit ihr genauso um Inhalte ringen wie mit Regierungsparteien.

Am Theater Magdeburg wird am kommenden Freitag eine eigens fürs Haus geschriebene Oper uraufgeführt. Das Theater hatte den Auftrag für „Die Andere“ an den US-amerikanischen Komponisten Sidney Corbett (das widerspricht natürlich dem positiven Deutschlandbezug, den die AfD fordert) und den Schriftsteller Christoph Hein („Der fremde Freund“, „Horns Ende“, „Glückskind mit Vater“) gegeben. Intendantin Karen Stone betonte, man wolle sich auch mit der Gegenwart befassen – in allen Sparten.

„Wir wollen einen Teil der Subventionen auch in die Hände von lebenden Schriftstellern und Musikern weitergeben“, sagte Stone der Deutschen Presse-Agentur und betonte, dass Tantiemen auch für andere Werke anfallen würden. „Magdeburg ist das Theater, wo Wagner seine erste Oper auf die Bühne gebracht hat. Wir wollen und müssen diese Tradition fortsetzen“, sagte Stone.

Die Oper von Corbett mit einem Libretto von Christoph Hein behandelt einen biblischen Stoff: Abraham wurde prophezeit, dass er Stammvater eines großen Volkes sein wird. Doch seine Position ist bedroht, weil ihm noch kein Stammhalter geboren worden ist. Seine Frau Sara schlägt ihm vor, ihre Magd Hagar zu schwängern. Als das klappt, wird wider Erwarten auch Sara schwanger.

Laut dem Theater entkleiden Corbett und Hein die biblische Geschichte über den Stammvater der Juden, Christen und Muslime ihrer religiösen Überhöhung und Archaik. Abrahams Erzählung werde auf die Familiengeschichte und Grundfragen des menschlichen Lebens reduziert – etwa auf die Frage, wie skrupellos um Macht gekämpft wird.

Der sorbisch-deutsche Dichter Kito Lorenc erhält den mit 10.000 Euro dotierten Christian-Wagner-Preis. Der 78-Jährige werde mit der Auszeichnung für sein lyrisches Gesamtwerk geehrt, teilte die Christian-Wagner-Gesellschaft am Montag in Leonberg in Baden-Württemberg mit. „Seine Gedichte entfalten ihre subversive Schönheit zwischen ernster, genauer Weltwahrnehmung und selbstreflexivem Sprachwitz.“ Lorenc wurde 1938 im sächsischen Ort Schleife bei Görlitz geboren. Der Preis wird seit 1992 im Zweijahresrhythmus an Lyriker vergeben, die in ihrem Werk der Gedankenwelt des Dichters Christian Wagner (1835–1918) nahestehen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen