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Unterm Strich

Erstmals wird vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag die Zerstörung von Weltkulturerbe verhandelt. Gestern begann das Vorverfahren gegen einen mutmaßlichen Islamisten aus Mali, der an der Vernichtung von Bauten und Schriften in Timbuktu maßgeblich beteiligt gewesen sein soll. Die Richter müssen entscheiden, ob sie eine Anklage gegen Ahmad al-Mahdi wegen Kriegsverbrechen zulassen. Die Zerstörung von Kulturgütern gilt als Kriegsverbrechen. Die Islamisten hatten 2012 Timbuktu besetzt. Bis sie 2013 von französischen Truppen vertrieben wurden, richteten sie in der Wüstenstadt unter anderem ein islamisches Gericht und eine Sittenpolizei ein, zerstörten mehrere Gebäude wie Mausoleen und Moscheen und verbrannten Tausende alte Schriften. Menschenrechtsorganisationen hatten im Vorfeld der Verhandlung Kritik geäußert, weil die Anklage keine Verbrechen an der Bevölkerung umfasst. Al-Mahdi soll auch für Vergewaltigungen, Zwangsverheiratungen und sexuelle Sklaverei verantwortlich sein.

In der neuen Ausgabe der literarischen Bestenliste Weltempfänger sind die sieben Titel des Frühjahrs gekürt. Auf Platz 1 steht mit „Die Reputation“ erneut ein Roman von Juan Gabriel Vásquez aus Kolumbien. Aus dem Iran kommen zwei höchst unterschiedliche Übersetzungen: Amir Hassan Cheheltan gibt mit „Iranische Dämmerung“ (im Iran zum Teil zensierte) Einblicke in die jüngere Geschichte; Fariba Vafi befragt in „Tarlan“ die Revolutionsgeneration aus Sicht der Frau. Erstmals stehen übrigens vier Frauen auf der Liste.

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