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Unterm Strich

Eine „Zerstörung mit Ansage“ – so nennt der evangelische Pfarrer Stephan Frielinghaus das, was mit der Friedrichswerderschen Kirche von Karl Friedrich Schinkel im historischen Zentrum Berlins derzeit passiert. Das neugotische Gebäude, ein Baudenkmal von besonderem Rang, ist seit 2012 geschlossen, weil der Neubau von Luxuswohnungen in unmittelbarer Nähe zu irreversiblen Schäden geführt hat. Jetzt droht von einem weiteren Großprojekt an der Ostseite erneut Gefahr.

Die Kirche, seit 1987 nach einer millionenschweren Sanierung von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Ausstellungsraum genutzt, wurde geschlossen, die dort gezeigten Skulpturen mussten in Sicherheit gebracht werden. Zwar kam der Investor für die Reparaturen auf, doch ließen sich der Kirche zufolge bleibende Schäden nicht verhindern. Bis heute ist der gesamte Kirchenraum mit einem riesigen Gerüst abgestützt.

Der Bauherr des neuen Projekts, die Frankonia Eurobau, hatte in einer früheren Stellungnahme betont, sie sei sich ihrer großen Verantwortung bewusst, man habe entsprechende Lehren gezogen. „So sind die Bauarbeiten deutlich erschütterungsärmer und die Schlitzwände zur Sicherung des Untergrundes sind deutlich stabiler als auf der Westseite“, hieß es.

Auch die Senatsbauverwaltung steht unter Rechtfertigungszwang und verweist auf Mess- und Überwachungssysteme: „Beim Erreichen der Schwellenwerte ist eine Unterbrechung der Baumaßnahmen vorzunehmen, um weitere Schäden frühzeitig zu vermeiden sowie die möglicherweise eingetretenen Schäden zu begutachten und gegebenenfalls erforderliche Konsequenzen einzuleiten.“

Vielen Denkmalschützern machen darüber hinaus auch die Veränderungen im Stadtbild Sorgen. Denn die Kirche, der einzige noch ganz erhaltene Sakralbau des königlich-preußischen Hofbaumeisters Karl Friedrich Schinkel (1781–1841), wird zwischen den fünf- bis siebengeschossigen, nur wenige Meter entfernten Luxusbauten fast verschwinden. Die Grünen-Abgeordnete ­Sabine Bangert sagt, „es ist einmalig, wie hier ein Berliner Kleinod kaputt gemacht wird.“

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