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Unterm Strich

Nach Stefan Heym ist nun auch Erich Loest dem wegen sehr freien Umgangs mit seiner Biographie into the line of fire geratenen Stephan Hermlin mit Deeskalationsverlautbarungen beigesprungen. Es sei alles gewissermaßen längst nicht so heiß zu essen, wie es gekocht werde, eile mit Weile: „Zu dieser Auseinandersetzung werde ich mich in Ruhe äußern, weil in der augenblicklichen Hysterie jedes Wort verdreht werden kann“, sagte Loest am Mittwoch im Verlauf einer Podiumsdiskussion mit Peter Glotz und Ulrich Schacht in Leipzig. Heyms Statement vom Mittwoch nachmittag war irgendwie lyrischer gewesen: Man solle doch einem alten Mann nicht „noch ein Messer in den Bauch stoßen“.

Nicht nur ungetrübte Freude und sogar böses Blut nach der Zuerkennung des Literaturnobelpreises an die Krakauer Lyrikerin Wislawa Szymborska: Die mitregierende Bauernpartei (PSL) schlug am Mittwoch vor, Szymborska in den Sejm einzuladen. „In dieser Einladung liegt etwas Verlogenes“, konterte der Sprecher der oppositionellen Freiheitsunion, Andrzej Potocki, in Anspielung darauf, daß die Bauernpartei Intellektuellen traditionsgemäß mißtrauisch begegnet und Bauernpartei-Kulturminister Zdzislaw Podkanski ansonsten auf Volkskunst und Folklore steht. Der Chef der regierenden exkommunistischen Sozialdemokraten, Józef Oleksy, fand die Idee hingegen gut. Sie sei eine Chance, im Parlament

eine „überparteiliche, unpolitische“ Veranstaltung zu organisieren. Gedacht sei beispielsweise an einen Poetenabend, der vielen Abgeordneten die Möglichkeit eröffnet, Szymborskas Gedichte im zwanglosen Rahmen kennenzulernen.

Erstmals seit 1982, wo jeweils Los Angeles den Zuschlag erhalten hatte, ist der Rodolfo- Valentino-Filmpreis wieder in Europa verliehen worden. Während einer festlichen Gala in Berlin erhielten Irene Papas, Antonio Banderas sowie Regisseur Pedro Almodovar je eine dieser goldenen Statuetten. Der 76jährige italienische Schriftsteller Alberto Sordi erhielt einen Spezial-Valentino. Ein Herr von der italienischen Botschaft hielt, stellvertretend für den Schirmherrn, den italienischen Ministerpräsidenten, eine Ansprache, in der der Standort Berlin als „Zeichen der Zuneigung für die Stadt, an deren Überlebenskraft die Italiener immer geglaubt“ hätten, gewürdigt wurde. Der Erlös einer Tombola und die Gagen der Künstler gingen an die deutsche Mukoviszidosehilfe, der die Ehefrau des Bundespräsidenten, Christiane Herzog, vorsteht.

Einige Mitglieder der Kelly Family haben dpa-Berichten zufolge ihr Hausboot in Köln am Rhein verlassen und sind ins Hyatt-Hotel gezogen. Dies erklärte eine Sprecherin der Familienbande am Mittwoch. Spekulationen, die Kellys seien drauf und dran, sich gen Irland davonzumachen, wurden weder bestätigt noch entschieden dementiert. Am 28. Oktober kommt erst mal die neue CD „Almost Heaven“.

Aber auch Positives aus Köln: Eine neue Filmschule will dort künftig „Film-Fachhandwerker“ für Fernsehen und Kino ausbilden. Die nach Angaben der Organisatoren in dieser Form einmalige Ausbildungsstätte soll auf die Berufe Maskenbildner, Requisiteur, Aufnahmeleiter, Regieassist sowie Garderobiere (!) vorbereiten.

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