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Unterm Strich

„A kiss is just a kiss...“ – von wegen! Jetzt ist's amtlich: Ein Pariser Gericht hat am Dienstag bestätigt, daß das berühmte „Kußbild“ des Fotografen Robert Doisneau, auf dem zwei existentialistisch wirkende junge Menschen verschiedenen Geschlechts sich wie spontan die Lippen gegenseitig aufplätten, Zierde unzähliger Wohngemeinschaftswände und Renner in Postershops (schätzungsweise 400.000 weltweit verkaufte Exemplare) der Achtziger, kein Schnappschuß, sondern gestellt ist. In dem jahrelangen Rechtsstreit wurde erneut eine Schadenersatzforderung in Höhe von 135.000 Mark eines findigen Ehepaares aus Vitry bei Paris abgewiesen, das sich auf dem zuerst in Life erschienenen Foto wiedererkannt haben und demzufolge was vom Kuchen abkriegen wollte: Die Liebesdarsteller, so sie es gewesen sein sollten, sind und bleiben Statisten.

Die taz-Layouterin Françoise Cactus hat schon recht, wenn sie sich in einer Hamburger Wochenschrift über die Schlaffheit deutscher Arbeitnehmer empört. Anderswo läßt man sich doch auch nichts gefallen! Mit Streiks und Theaterbesetzungen haben technische Aushilfskräfte einen Tag lang den Theaterbetrieb in Paris und anderen französischen Städten lahmgelegt. Dier freibeschäftigten Mitarbeiter wollten damit gegen die geplante Änderung ihrer Arbeitslosenversicherung protestieren. Auf einer Kundgebung in Paris forderten am Dienstag abend über 10.000 Theaterttechniker die Beibehaltung der Sonderregelung, nach der sie bereits nach 507 Arbeitsstunden in zwölf Monaten Anspruch auf Arbeitslosengeld haben.

Streikkultur wg. Etatkürzungen, Reallohnabsenkungen und mangelnde Altersvorsorge auch bei US- amerikanischen Orchestern, und nicht nur in San Francisco, wo die beliebten San Franciscoer Weihnachtskonzerte kurzerhand abgesetzt wurden. Das Atlanta Symphony Orchestra streikte zehn Wochen lang, das ebenfalls highly respected Ensemble von Philadelphia brachte es auf 64 Tage, in Cleveland einigte man sich praktisch in letzter Minute vor Ablauf eines Streikultimatums mit dem Management über Verbesserungen, nachdem das Orchester seit Ende August ohne Vertrag gespielt hatte.

Der britische Stararchitekt Norman Foster (Stichwort: Reichstagsumbau!) soll in London eine Fußgängerbrücke über die Themse bauen, aber nicht irgendsoeinen Steg, sondern „Londons elegante Antwort auf die Pont des Arts in Paris“, wie die Times formuliert. Zwischen St. Paul's Cathedral und der künftigen Tate Gallery soll man darauf über den an dieser Stelle 250 Meter breiten Fluß wandeln können. Bloß wer's zahlt, ist noch immer unklar. Die Stadt, die der eigentliche Träger wäre, hofft auf einen „erheblichen Betrag“ von einem aus Lottogeldern gespeisten „Sonderfonds für Projekte zur Jahrtausendwende“.

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