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Unterm Strich

Doch kein Sieg für das Lotterbett des terriblen Kindes: Nicht Tracey Emin, sondern der britische Filmemacher und Videokünstler Steve McQueen hat den mit umgerechnet 60.000 Mark dotierten Turner-Preis erhalten. Der 30-jährige afrobritische Künstler verwies damit überraschend die als klare Favoritin gehandelte Emin auf den zweiten Platz. Die bedeutendste Auszeichnung für zeitgenössische Kunst in Großbritannien war am Dienstagabend in der Londoner Tate Gallery vergeben worden. Der in London geborene McQueen, der jetzt in Amsterdam und Berlin lebt, erhielt den Preis für drei Videofilme. Am bekanntesten ist „Deadpan“ (Bewegungslos), der sich an Buster Keatons Slapsticks anlehnt (vgl. auch taz vom 6. 8. 99). Er zeigt den völlig still stehenden McQueen vor der Fassade eines zusammenstürzenden Hauses. Die Jury begründete die Verleihung mit der „Klarheit und Poesie der von emotionaler Intensität gekennzeichneten großen Bandbreite“ der Arbeit des Künstlers. Der als publikumsscheu geltende McQueen bedankte sich mit den Worten: „Ich bin glücklich und sehr, sehr überrascht.“ Mit dem Geld will er ein Haus mit eigenem Garten kaufen, in dem seine kleine Tochter spielen kann.

Der „Führerbunker“ Adolf Hitlers, auf den Berliner Bauarbeiter im Oktober gestoßen sind, könnte nach Ansicht des US-Historikers Daniel Goldhagen zur Weltgedenkstätte werden. „Hitlers Bunker sollte nicht als rein deutsche Stätte behandelt werden, nicht einmal als europäische; er könnte, symbolisch, als Weltgedenkstätte unter die Schirmherrschaft der Vereinten Nationen gestellt werden“, schreibt Goldhagen in der Süddeutschen Zeitung. And the argument is ..: In einer zunehmend globalisierten Welt sei die nationale Kontrolle über viele Aspekte der nationalen Geschichte überholt und unerwünscht.

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