: Unterm Strich
Gemunkelt wurde schon lange, gestern am späten Abend sickerte es nun offiziell über Ticker: Der Verlag Roter Stern in Frankfurt am Main hat Konkurs anmelden müssen. Kommen hat's können, weil „notwendige Förderungen der großen historisch-kritischen Editionen nicht zustandekamen“, teilte der Verlag am Mittwoch abend mit. Die Arbeit an der sogenannten „Brandenburger Kleist-Ausgabe“, dem aufwendigsten Projekt bei Roter Stern (vier Bände sind bislang erschienen), wird zwar seit 1992 mit Staatsgeldern gefördert, Druckkostenzuschüsse gebe es allerdings nach wie vor nicht, heißt es in der Erklärung weiter. Immerhin scheint es mit dem Programm weiterzugehen: Der Basler Stroemfeld Verlag, mit dem Roter Stern seit 79 kooperierte, wird es übernehmen und weiterführen. Wo sonst soll das „Buch der Könige, Teil 2“ denn erscheinen (das doch irgendwann mal fertig sein muß).
Bei Dokfilm Babelsberg hofft man indessen, daß die Gespräche mit der Treuhand, die nach Ansicht des Dokfilm-Betriebsrats „sehr konstruktiv“ gewesen sein sollen, sich auch konstruktiv auf die Zukunft des Unternehmens auswirken. Seit der Privatisierung im vergangenen Jahr – Dokfilm untersteht nun der Gruppe Filmhaus München – sei nämlich „so gut wie kein größerer Auftrag“ ins Studio gekommen. Unbedingt, so der Betriebsrat, wolle man sich vom Filmhaus unabhängig machen, und das setzt auch eine „aussagekräftige Personalentscheidung“ voraus. Wenn Dok-Geschäftsführer Schmidt recht behält, wird in den nächsten Tagen eine Entscheidung fallen.
Tja, das sind Zeiten, in denen Privatinitiative gefragt ist. Auf seine Art ergriffen hat sie Achim Grubel, seit 19 Jahren Mitglied des Schiller-Theater-Ensembles und zugleich Leiter des Altstadt-Theaters Spandau. Gestern abend hat er vor der Vorstellung im Foyer des Schiller Theaters einen Scheck zur Aufrechterhaltung des Sommernotprogramms übergeben. Der Scheck ist auf die Höhe einer Monatsgage ausgestellt (leider war bislang nicht in Erfahrung zu bringen, wie hoch die bei einem grubelkarätigen Schauspieler ist) und wurde vom Aussteller mit der Aufforderung garniert, die Leitung des Schiller Theaters sowie seine „genauso gut verdienenden“ Schauspielerkollegen mögen seinem Beispiel folgen.
Oh Gott, schon wieder Terror der Intimität: „Bis in alle Falten gestochen scharf“ zeigt ein gerade in München Premiere gehabt habender Konzertfilm ausgerechnet die Rolling Stones. „Rolling Stones at the Max“ heißt das Werk, gedreht wurde bei der „Steel Wheel“-Tour 1989 und 1990 u.a. auch in Berlin, und funktionieren tut das Ganze, was Wunder, nur auf riesigen Leinwänden. Da fältelt sich's dann aber tüchtig, so daß gefragt werden muß: ist das nicht schon Pornographie? (Wir hier haben auch schon immer Angst vor der Erfindung des Bildschirmtelefons).
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