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Unterm Strich

Künstlerischer Leiter des Berliner Philharmonischen Orchesters ist seit Dienstag Claudio Abbado. Im Anschluß an ein Konzert im Rahmen der Berliner Festwochen (s. gestrige Kritik) unterzeichnete der 57jährige italienische Dirigent seinen Vertrag. Abbado war im Oktober des vergangenen Jahres vom Orchester in dieses Amt gewählt worden und tritt die Nachfolge des im Juli 1989 verstorbenen langjährigen Chefdirigenten Herbert von Karajan an. Seinen Vertrag als Intendant unterschrieb Ulrich Meyer-Schoellkopf, bisher Leiter der Luzerner Festspiele.

Trost und Trauma für Raucher: Die Wunderpille, mit der von einem auf den anderen Tag zum Nichtraucher wird, ist noch keineswegs in Sicht. Der Internationale Krebskongreß in Hamburg stellte damit in Aussicht,

daß an den Folgen des Tabakkonsums weiterhin jährlich etwa 2,5 Mio. Menschen sterben werden. Das war das Trauma, und nun der Trost: Nach Erfahrungen des kanadischen Wissenschaftlers Richard Frecker hat zwar die Einschränkung des Rauchkonsums wenig Sinn, weil sie nur vorübergehend erfolgreich sei - aber den totalen quit schaffen die echten Raucher zu 90% erst im vierten oder fünften Anlauf. Wir versuchen es weiter.

Warum die Ostfriesen soviel Tee trinken, haben wir uns schon oft gefragt. Die klassische Erklärung (...nein!, sondern:) - Tee als Geschmacksverbesserer der schlechten Wasserqualität - genügte dem Sozialwissenschaftler Karl Wassenberg (eben) nicht. Stattdessen interpretierte er den historischen Diskurs zwischen den Calvinisten und den Lutheranern. Während

die calvinistisch-reformierte Kirche den Trinker als Sünder schlechthin verteufelte, maßen die Lutheraner dem Alkohol keine besondere Bedeutung zu. Die calvinistischen Pietisten boten den armen Trinkern Tee als Ersatz für den Alkohol und reagierten so flexibel und pragmatisch, die lutherisch -pietistische Seite hingegen sprach schlicht Trink- (und Tanz)verbote aus, bot aber keinerlei Ersatzbefriedigung. Im 18. Jahrhundert, als die calvinistische Medizin und Lebensart nach und nach zurückgedrängt wurde, gab es auch staatliche Verlautbarungen gegen den „übermäßigen Gebrauch des Thee und Caffee in hiesiger Provintz“, die aber auf den sprichwörtlichen Eigensinn der Ostfriesen stießen. So blieb die Droge weiterhin im Volksgebrauch. Und so ward Abend und Nacht, und so ist es noch bis heute.

Das Festival des amerikanischen Films in Deauville hat seinen diesjährigen Autorenpreis dem amerikanischen Schriftsteller William Styron für die Gesamtheit seines Werks verliehen. Zu den vorangegangenen Preisträgern zählen Elie Wiesel, Patricia Highsmith und Eric Segal. Der 65jährige Styron, der nach Erfolgen wie „Lie down in Darkness“ („Geborgen im Schoße der Nacht“), „The Confessions of Net Turner“ und „Sophie's Choice“ gegenwärtig an einem neuen Roman mit dem Titel „Visible Darkness“ schreibt, gestand bei der Entgegennahme der Auszeichnung, er habe bis zu seinem 15. Lebensjahr nie ein Buch gelesen, sei dafür aber bis zu viermal am Tag ins Kino gegangenen. Der Autorenpreis des Filmfestivals zeichnet Schriftsteller aus, „deren Werk sowohl der Literatur als auch den Film bereichert hat“.

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