: Unterm Strich
Im Rostocker Volkstheater, einer der größten Spielstätten in Mecklenburg- Vorpommern, wird der Vorhang offenbar schon bald zwangsweise fallen. In der Haushaltskasse des Theaters klafft bereits ein Loch von rund 6 Millionen Mark. Wie Generalintendant Berndt Renne am Freitag sagte, bereitet die Stadt zudem „eine erhebliche Etatkürzung“ für das Haus vor.
Sorgen bereitet dem Theater auch die „von Lethargie und Gleichgültigkeit geprägte Atmosphäre in der Hansestadt“. Das öffentliche Interesse am Theater ist so gering, daß bei 925 Aufführungen im vergangenen Jahr die fünf Einrichtungen des Theaters noch nicht einmal zu Hälfte ausgelastet waren. Für das kommende Theaterjahr stehen dem Theater etwa 25 Millionen Mark zur Verfügung. Das sind zwar über acht Millionen Mark mehr als im Vorjahr, doch bleibe davon — aufgrund neuer Tarifabschlüsse — für die Kunst nichts mehr übrig.
Wegen der angespannten Haushaltslage zieht der Berliner Senat die Schließung der Deutschen Oper in (West-)Berlin in Betracht. Das sagte die FDP-Fraktionsvorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus Carola von Braun am Freitag in einer Presseerklärung. Ein solche Entscheidung wäre für sie „ein kulturpolitischer Skandal, der dem Ansehen Berlins enorm schaden würde.“ Der Regierende Bürgermeister sei hier gefordert, „diesem Spuk ein Ende zu bereiten und ein Machtwort zu sprechen.
Die Deutsche Oper hat für 1992 einen Zuschußbedarf von rund 78 Millionen Mark. Die FDP-Politikerin meinte, daß Berlin vor dem Hintergrund der prekären Haushaltslage im Zusammenhang mit den Gesprächen über den Hauptstadtvertrag „viel stärker die kulturpolitischen Interessen der Stadt vertreten“ müsse. Die anteilige Finanzierung wichtiger Kultureinrichtungen in der Stadt sollte in dem gleichen Maße geregelt werden, wie sie bisher für Bonn gegolten habe. „Der Senat muß endlich in diesen Fragen mit seiner Leisetreterei aufhören.“
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