piwik no script img

Unterm Strich

Die Autorin habe auf eine vorgezeichnete Karriere in der DDR verzichtet und sei mit ihren journalistisch geprägten Romanen wie Flugasche oder Stille Zeile 6 im „Lügenstaat DDR von der Kommunistin zur Rachegöttin an der Schreibmaschine“ geworden, sagte Reich-Ranicki. In ihrer Dankrede sagte Monika Maron, die Vorbereitung auf die Auszeichnung habe sie zwar dem Dichter Kleist näher gebracht, nicht aber mit dem Mann Kleist versöhnt. Sätze wie: „Die Bestimmung des Weibes ist es, Mutter zu werden“, hielten sie von Kleist fern. „Man könnte solche Gedanken einem jungen Kleist nachsehen, würde ihre Wirkung nicht bis in unsere Zeit reichen“, meinte Frau Maron. Die Diskussion um den Paragraphen 218 nannte sie in dem Zusammenhang „anachronistisch und verlogen“ und den Versuch, „Frauen das Recht auf den eigenen Körper zu versagen“, eine „kulturelle Schande“.

Der aus Rumänien stammende Schriftsteller Virgil Gheorgiu ist am Montag im Alter von 75 Jahren in einem Pariser Krankenhaus gestorben. Gheorgiu hatte seine Heimat 1944 beim Einmarsch der sowjetischen Truppen verlassen und lebte seit 1948 in Frankreich. Er war entschiedener Gegner der Ceaucescu- Diktatur. In seinem 1949 in französischer Sprache verfaßtem Erfolgsroman 25 Uhr hatte Gheorgiu die politischen Wirren im Mitteleuropa der Nachkriegszeit beschrieben.

Zur documenta wird in Kassel ein umfangreiches Kultur- und Musikprogramm angeboten. Die 'Factory' im Stadtteil Bettenhausen ist offizieller „Documenta Dance Club“. Während der 100 Tage wird es unter dem Motto „Documenta Dance“ zahlreiche Konzerte, ein internationales Tanzfestival, sowie Events mit Gast-DJs aus ganz Europa geben. Live-Konzerte geben Johnny Guitar Watson am 23.6., Galliano am 30.6., The Cocoon am 9.7., VitaminX am 16.7., Jamaica Papa Curvin am 10.9. und Cypress Hill am 14.9.

Beim Tanzfestival sind am 23.Juni die Free Flight Dance Company und das Soweto Dance Theatre aus Südafrika zu Gast. Am 25. und 26.Juni folgt die Company Tandem aus Belgien. Eine Werkstattvorführung gibt am 25. und 26.Juli Ismail Ivo aus Brasilien. Zum Abschluß kommt am 14.August das Freie Tanztheater Frankfurt.

Karl-Eduard von Schnitzler, der im ehemaligen DDR-Fernsehen in der Sendereihe „Der schwarze Kanal“ als Chef-Kommentator gegen die BRD und andere „Feinde“ der DDR agierte, meldet sich wieder zu Wort: Im September wird ein Buch von ihm mit dem Titel Der rote Kanal — Armes Deutschland erscheinen. Herausgegeben wird es von der Hamburger Nautilus-Edition, die es „halb Bekenntnis — halb Agitationsarbeit“ nennt. Zwar sei die „selbstkritische Haltung unübersehbar“, doch überwiegt laut Nautilus der „selbstbewußte Grundton“, mit dem DDR-Geschichte verteidigt wird. Es werde jedoch deutlich, daß Schnitzler kein „Opportunist oder Wendehals“ sei. Originalton Schnitzler: „Asche gehört aufs Glatteis oder in die Urne, aber nicht aufs Haupt.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen