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Unterm Strich

Am Bauzaun des Magistrats von Halle gibt es in dieser Woche Literatur auf Zetteln zu bewundern. Diese ungewöhnliche Kunstaktion hat der Wiener Poet Helmut Seethaler initiiert, der bereits im vergangenen Jahr zum Laternenfest in der Saalestadt mit seiner Straßenlyrik für Aufsehen sorgte. Seit knapp zwanzig Jahren klebt der Wiener kopierte Zettel an Bäume, Wände oder Säulen. Damit sei er unabhängig von Verlagen, meinte der Lyriker. Außerdem habe er direkten Kontakt zu seinen Lesern. Seethaler will seine „Literatur zum Abpflücken“, die in den Straßen oder in der Tram entsteht, auch an den gleichen Orten „unter die Leute bringen“. Seit 1974 hat Seethaler 8.000 verschiedene Lyrikzettel in einer Auflage von mehreren Millionen ausgegeben. Bereits seit zehn Jahren verfügt der Schreiber über drei „feste“ Bäume in der Wiener Kärntnerstraße. Darüber hinaus hat er zwei wetterfeste Säulen im Besitz. Demnächst will er auch Bäume in München, Köln und Zürich mit seinen Gedichten „dekorieren“, die sich vor allem mit Themen aus dem Alltag beschäftigen.

Vom 26.August bis 5.September veranstaltet Aktion Sühnezeichen den 2.Internationalen Fotoworkshop in Auschwitz. Ziel des Kurses ist es laut Ankündigung, „mit Hilfe der Kamera ebenso Spuren der Geschichte wie auch polnisches Alltagsleben heute zu entdecken“. Teilnehmen können Menschen zwischen 16 und 30 Jahre, die möglichst etwas Foto-Erfahrung mitbringen sollten. Die selbst geknipsten und entwickelten Fotos werden unter Anleitung professioneller Fotografen zum Abschluß in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte öffentlich gezeigt. Die Kosten für Unterkunft, Vollverpflegung und Fotomaterialien betragen 250Mark. Nähere Informationen unter Tel.: 030-310261.

Seit Wochen halten in der sächsischen Messestadt die Spekulationen um die künftige Besetzung des Direktorenamtes des Leipziger Museums der Bildenden Künste an. Als aussichtsreicher Kandidat wurde dabei vor allem immer wieder ein Mann ins Spiel gebracht, der sich bislang zwar nicht offiziell beworben hat, aber dennoch offensichtlich von nicht wenigen als geeignet angesehen wird: der diesjährige Kasseler documenta-Macher und Genter Museumschef Jan Hoet. Dennoch mehren sich in jüngster Zeit die Stimmen jener, die Zweifel an der Eignung Hoets für eine Berufung auf den Leipziger Museumsposten hegen: So ist Leipzigs Kulturdezernent Georg Girardet (FDP) inzwischen „immer mehr der Meinung, daß das Leipziger Museum der Bildenden Künste nicht das richtige Haus für Jan Hoet ist“. Hoet habe schließlich bislang „recht pauschale Urteile über Leipzig“ gefällt. In früheren Äußerungen hatte er die sächsische Stadt als „Wüste“ und die DDR-Kunst als „in den Keller gehörig“ bezeichnet. Nach Einschätzung der Leipziger Volkszeitung müßte der Belgier „gegen sein Leben lügen“, da er bewiesen habe, „daß er nur auf Gegenwart fixiert ist“. Girardet fürchtet, daß jetzt „alle Welt glaubt“, Hoet sei bereits engagiert, so daß andere Interessenten sich vielleicht gar nicht erst bewerben. Dem widerspricht er entschieden: Es sei alles noch offen.

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