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Unterm Strich

Eine Ehrung für den aus Mecklenburg stammenden Schriftsteller Uwe Johnson fand am Sonnabend in Güstrow statt, berichtet dpa. Höhepunkt eines Tagesausflugs von Autoren wie Christoph Hein, Walter Kempowski, Siegfried Lenz und Adolf Muschg mit einem Sonderzug von Berlin nach Güstrow war eine Festveranstaltung im dortigen Ernst-Barlach-Theater. An der Fahrt nahmen auch Mitarbeiter vom Frankfurter Suhrkamp Verlag, wo Johnsons Bücher erscheinen, ferner Literaturwissenschaftlern und Journalisten aus mehreren Ländern teil. Der Schriftsteller war 1984 im Alter von 49 Jahren in England gestorben.

Johnsons Werk, so sein Verleger Siegfried Unseld bei der Veranstaltung, stelle Fragen: „Wie war es, wie hätte es sein können, warum ist es heute so, und wie hätte es anders sein können in diesem Mecklenburg, in diesem einst geteilten Deutschland?“ Aus Johnsons Werk lasen Kempowski, Lenz, Hein und Jürgen Becker.

Johnson hatte 1952 in Güstrow, wo sein erst postum erschienener erster Roman „Ingrid Babendererde“ entstand, sein Abitur abgelegt und war in dieser Stadt auch noch bis 1959 polizeilich gemeldet, bevor er nach West- Berlin übersiedelte. Die Teilnehmer des Sonderzugs besichtigten verschiedene Örtlichkeiten in Güstrow, die im Leben oder Werk Johnsons eine Rolle spielten oder ihn anregten, darunter „Gesines Haus“ gegenüber seiner Wohnung an der Langen Stege, die Werkstatt Ernst Barlachs und den Dom mit Barlachs „Schwebendem Engel“.

Die neue Wiener Kunsthalle ist am Samstag mit einer Performance von Marina Abramovic eröffnet worden. Das Gebäude wurde von dem Architekten Adolf Krischanitz entworfen und ist als Provisorium für mindestens vier Jahre gedacht. Bis dahin soll das großangelegte Museums-Zentrum fertig sein. Die neue Kunsthalle kann dann abgebaut und anderswo wieder aufgestellt werden. Die Notwendigkeit einer neuen Ausstellungshalle wurde damit begründet, daß Wien vor allem für Gegenwartskunst keinen ständig verfügbaren Ort hat, der auch den konservatorischen und Sicherheitsanforderungen entspricht. Viele wichtige Ausstellungen seien in den letzten Jahren an Wien vorbeigegangen.

Helmut Käutner hat keinen Geburtstag, keinen Todestag, er war kein Rebell, kein Genie und ist auch nicht früh gestorben. „Warum machen wir also eine Ausstellung über ihn?“ fragte sich Werner Sudendorf von der Stiftung Deutsche Kinemathek, die von Montag an in der Berliner Akademie der Künste eine bemerkenswerte Ausstellung über den Regisseur und Schauspieler mit dem Untertitel „Kabarett Theater Film 1908-1980“ zeigt. Sudendorf lieferte die Antwort gleich öffentlich mit: „Weil Käutner einer der ganz wenigen guten, neben Wolfgang Staudte sicherlich der bedeutendste deutsche Filmregisseur der 50er und 60er Jahre ist, ein Anlaß, sich einmal im größeren Kreis daran zu erinnern.“ Die zur Ausstellung erschienene Käutner-Monographie von Wolfgang Jacobsen und Hans Helmut Prinzler (Verlag Volker Spiess, Berlin) versteht sich als ein „Versuch, sich einem der ,verkannten Väter‘ mit Distanz und Zuneigung zu nähern“. Die Ausstellung ist bis zum 25. Oktober zu sehen.

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