: Unterm Strich
Aufgemerkt, Christenfolks: Unter dem verheißungsvoll-gespenstischen Titel „Out of the Tombs“ könnt ihr jetzt das Neue Testament MTV-Style empfangen: Jesus, angetan mit dunkler Joppe und Baseballcap, schlägt sich tapfer mit üblen Gesellen. Statt des in Bibelfilmen üblichen Wüstenszenarios nahm man hier mit einem „gritty urban landscape“ vorlieb. Als nächstes plant die American Bible Society die Herausgabe eines Pfideos über die Jungpfrau Maria und den pferlorenen Sohn. Pfui! Wir nehmen wetten über die Besetzung entgegen.
Ein neuer Twist in Sachen Allen gegen Farrow, der Stephen King vor Neid erblassen läßt: Zum Valentinstag schenkte Woody der Mia ein Schokoladenherz, aber sie, sie schenkte ihm ein Kissen in Form eines Herzens, in dessen Mitte ein Farbfoto von ihr und den Kindern eingelassen ist. Im Herzen eines jeden Kindes stecken kleine Coctailpiekser; während das Herz der Dame von einem Fleischermesser durchbohrt ist. Dazu ein Gedicht von Farrow über verratene Liebe. Könntet ihr's besser?
Unter den Hammer kommt jetzt der Weinkeller von old Glatzkopf Yul Brunner, der noch in „Die Brüder Karamasov“ so infernalisch mit den Augen rollte, das meine Oma sich vor Schreck in den Finger stach.
Jetzt zückt die Taschentücher. Superman Heft 75, in dem Superman stirbt, kommt diese Woche auf den Markt.
Ganze 2.000 Jahre alt wurde dieser Tage der römische Dichter Horaz. „Ex humili potens“ , von bescheidener Herkunft war er, so wie wir, und er hoffte, „unaufhörlich zu wachsen in der Nachwelt im Ruhme“, ganz wie wir! Aber dann lesen wir folgendes: „Der Eindruck von Kühle, Nüchternheit und bloßer Verständigkeit, der sich unvorteilhaft abhebe vom unverstellten, feuerdurchglühten Preis des ächten nacketen Amors durch Catull...“ Das wollen wir natürlich keineswegs, bloße Verständigkeit an den Tag legen. Dann schon lieber ächten nacketen Amor her.
Nachdem jetzt Francis Coppola einen Megahit mit seinem Dracula Film landen konnte, möchte auch Kenneth Brannagh ins Gruftie-Busineß einsteigen. Er übernimmt Regie und Hauptrolle in der TriStar Produktion „Frankenstein“, dessen Dreharbeiten im Frühjahr nächsten Jahres starten.
Dunkelrot glühte der Nachthimmel Londons als 43 Soldaten der britischen Armee am Wochenende einen Teppich der Queen aus den Flammen des Schloß Windsor retteten.
Berlin-Touristen! Vielleicht könnt Ihr einmal dafür sorgen, daß endlich der Ausstoß weiterer Berlin-Revuen unterbleibt. Wir haben die Faxen nämlich dicke. Nicht genug damit, daß Berlin Berlin bleibt, nein, jetzt gibt es auch noch, für die alternativ Tourenden, eine Schunkelorgie mit dem Titel „Pflasterhymnen“. Werft Eier! Schmeiß Hirn vom Himmel, oh Herr!
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