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Unterm Strich

Kurz vor seinem 80. Geburtstag hat Stefan Heym sich entschieden, sein Archiv mit den Manuskripten seiner Bücher wie „Fünf Tage im Juni“ und „Collin“, aber auch seinen umfangreichen Briefwechsel nach England an die Universitätsbibliothek Cambridge zu geben. Zu Deutschland geht er inzwischen entschieden auf Distanz. „Ich frage mich manchmal“, sagte der Autor am Donnerstag quasi als Begründung für die Weggabe seines Archivs ins Ausland, „was in einem Land, wo Menschen lebendig verbrannt werden, dann erst mit Papieren geschehen kann.“ Heym, der sich für das ostdeutsche „Komitee für Gerechtigkeit“ stark gemacht hat, war vergangenen Sommer in einem Kölner Hotel von einem ehemaligen DDR-Bürger unvermittelt geschlagen worden. Heym meinte hinterher, er fühle sich an das Jahr 1931 erinnert, als er als 17jähriger in Chemnitz von Nazis mit Fäusten ins Gesicht geschlagen wurde: „Diesmal fehlten nur die Uniform und die SS-Stiefel.“

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