: Unterm Strich
Unter dem Titel Welche Liebe hält am längsten kam unser Leib- und Magenblatt jetzt auf die Lösung der Lösungen. Auf den Ort kommt es nämlich an, wenn Sie verstehen, was ich meine. Eine kleine Kostprobe für Sie, geneigter Leser und holde Leserin: Sandkasten-Liebe (z.B. Helmut & Loki, die seit 51, in Worten einundfünfzig Jahren verheiratet sind): „Ihre Herzen fanden sich, als beide noch Kinder waren. Sie leben das geniale Wir-Gefühl. Sie wissen alles vom anderen, zum Beispiel Dorfklatsch von damals. Was sie besitzen, haben sie gemeinsam geschaffen. Ihre Interessen gemeinsam entwickelt. Problem: Kann zur Brüderchen-Schwesterchen-Liebe ohne Sex werden.“
Auch uns fallen ein paar Prognosen ein. Wenn Sie sich zum Beispiel irgendwie im Rahmen und Dunstkreis der linksalternativen tageszeitung kennengelernt haben, womöglich gar zum Osterfest, dann können wir Ihnen gleich sagen, daß die Sache mindestens fünfundzwanzig Jahre hält, und sich früher höchstens durch Zahlung von Alimenten abbrechen läßt. So ein tazler, das ist was fürs Leben; eine stets sprudelnde Quelle journalistischer Inspiration und finanzieller Bedürftigkeit, die in umgekehrt proportionaler Weise exponentiell zunehmen.
Auch die Bild-Zeitung weiß, daß Büro-Lieben ein Problem werden können, aber eigentlich ideal sind. Hans-Dietrich Genscher und seine Barbara haben es am eigenen Leibe erfahren. (Ehe seit 24 Jahren in Worten vierundzwanzig). Sie weiß, wovon er redet. Er weiß, daß er ihr nichts vormachen kann. Es gibt kein Gemecker bei Überstunden. Ganz schlecht die Prognose bei Menschen, die sich im Freibad kennengelernt haben. Genausogut könnte man die „Chronik eines angekündigten Todes“ schreiben. Nackend und bloß, wie man da nämlich ist, geht die Chose gar nicht erst los! Och jut!
Hilfe für den Blähbauch, der sich unmittelbar an den Genuß fetthaltiger Speisen anschließt, verspricht man sich durch feingepreßten Artischocken-Extrakt.
Ein Rostocker Schwimmkran mit dem schönen Namen Langer Heinrich ist von Korrosion bedroht. Rost und Wasser haben dem Kran arg zugesetzt; dabei ist er der letzte seiner Art im gesamten Ostseeraum. Wir empfehlen artischocken-Extrakt.
In Chemnitz (of all places) findet zur Zeit eine Inszenierung von Peter Turrinis Die Minderleister statt. In dem Stück geht es um die Schließung eines Stahlwerks. Wenn das Stück am Samstag zum letzten Mal aufgeführt wird, sind Arbeiter und ihre Familien eingeladen, die bei der von Schließung bedrohten Union Sächsische Werkzeugmaschinen arbeiten.
Derweilen findet in der Berliner Kochstraße die Dauerproduktion des Stückes Die kleinen Mehrleister statt, mit exzellenter Besetzung. In den Hauptrollen: Ihre Kurzmelderin, Ihre Kurzmelderin und, ganz besonders grandios: Ihre Kurzmelderin.
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