: Unterm Strich
Ausverkaufter Richard Strauss im Opernhaus von San Francisco. Amerikanische Musikkritiker äußerten sich meist begeistert über das künstlerische Niveau des bisher größten Strauss-Festivals in den USA, das am Samstag zu Ende ging. Neben „Salome“, „Daphne“ und „Der Rosenkavalier“ erntete vor allem „Capriccio“, das letzte Werk des Komponisten, ausschließlich Lob. Die Inszenierung von Stephen Lawless mit der Sopranistin Kiri Te Kanawa in der Rolle der Herzogin und mit Donald Runnicles als Dirigenten wird am 31. Juli auch im deutschen Fernsehen gezeigt. Der Direktor des Richard-Strauss-Instituts in München, Stephan Kohler, siedelt die Inszenierung „ganz oben an“. Die „Spitzendarbietung“ von Kiri Te Kanawa und vor allem die schauspielerische Leistung der Künstler machten den „Streit“ zwischen Musik und Wort, um den es in der Opern-Satire geht, zum schieren Vergnügen.
Der Zwist um Richard Strauss und seine Oper „Elektra“ dagegen, der in der Festspielstadt Salzburg herrscht, scheint weniger vergnüglich. Er geht um Wort gegen Wort. Nachdem am Freitag die Osterfestspiele unter ihrem neuen künstlerischen Leiter Claudio Abbado für 1995 eine Neuinszenierung durch Giorgio Strehler angekündigt hatten, gab sich am Samstag der Chef der Salzburger Festspiele, Gerard Mortier, überrascht. Denn auch das Sommerfestival plante für 1995 eine Interpretation der Strauss-Oper im japanischen Kabukistil, die Lorin Maazel dirigieren sollte.
Mortier sieht im „Alleingang der Osterfestspiele“ eine schwere Verletzung des erst im Vorjahr unter Mühen zustande gebrachten Kooperationsvertrages. Obwohl die Maazel-Version schon im Februar der Osterfestspiel-Leitung mitgeteilt und Anfang Juni offiziell bekanntgegeben worden sei, habe Abbado die geplante Strehler-Inszenierung „mit keinem Wort erwähnt“. Die Berliner könnten die Salzburger aus eigener aktueller Erfahrung natürlich fragen, ob Salzburg nicht einfach ein Festival zuviel hat? Vor allem, wo doch Strauss auch in San Francisco schön und „in deutscher Sprache“ gesungen wird?
Der kolumbianische Schriftsteller Mario Vargas Llosa besitzt seit Freitag etwas, auf das „unsere türkischen Mitbürger“ noch immer warten, nämlich die doppelte Staatsbürgerschaft. Auf Beschluß der Regierung erhielt er zu seinem peruanischen auch noch einen spanischen Paß. Das Kabinett stimmte einer Sonderregelung zu und begründete den Schritt mit der „vollen Integration des Autors in die Kultur und die Sitten Spaniens“.
Der „Hölderlin-Express“ muß dagegen voll in die deutsche Kultur und Sitte integriert sein. Denn in der „Meisterrunde für den deutschen Folk-Nachwuchs“ im ostthüringischen Rudolstadt erhielt das Tübinger Quartett den Deutschen Folk-Förderpreis.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen