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Unterm Strich

Die Treuhandanstalt fordert die Dokfilm in Potsdam- Babelsberg, früher eines der größten ostdeutschen Dokumentar-Filmstudios, zurück. Sie wolle mit dem in Schwierigkeiten geratenen Unternehmen eine neue Konzeption erarbeiten und es dann erneut privatisieren, erklärte die Treuhand am Dienstag in Berlin. Verschiedene Investoren hätten bereits ihr Interesse mitgeteilt. Das Dokumentarfilm-Unternehmen war früher ein Betriebsteil der „DEFA Studio für Dokumentarfilme GmbH“. Die Pleite trifft nun die „Filmhaus Film und Fernsehproduktion GmbH (München)“, die Dokfilm im September 1992 aufgekauft hatte. Vom Filmhaus war seinerzeit im Vergleich zu vier Mitbewerbern das beste Unternehmenskonzept präsentiert worden. Mit der in den Bereich für Film-, Video- und Fernsehproduktionen durchschlagenden Rezession vermochte die Dokfilm nicht genügend Aufträge aus eigener Kraft zu erlangen, erklärte die Treuhand. Das Filmhaus habe ihr wegen der rezessiven Lage im Werbefilm-Bereich nicht genügend Finanzmittel zur Verfügung stellen können. Das Unternehmen geriet in wirtschaftliche Schwierigkeiten, die bisher nicht abgebaut werden konnten. Die Treuhand betont, gemeinsam mit Prof. Berndt, dem Geschäftsführer des Müchener Unternehmens, sei das Unternehmenskonzept überprüft worden. Eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation konnte aber nicht erreicht werden.

Die zweite Missionierung des deutschen Ostens hat begonnen. Katholische Ordensvereinigungen haben seit der Wende schon mehr als 40 Niederlassungen im Osten Deutschlands gegründet. Dabei handelt es sich um Einrichtungen von Frauen- und von Männerkongregationen, wie am Montag von Vertretern des Benediktinerordens in Berlin mitgeteilt wurde. Als jüngste Gründung ist für August eine Niederlassung der Benediktiner im sächsischen Wechselburg geplant. Sie wird von zunächst zwei Patres aus der oberbayerischen Benediktinerabtei Ettal eingerichtet. Damit werden zum ersten Mal in der über 660jährigen Geschichte der Abtei Mönche zur Gründung einer neuen Niederlassung ausgesandt. Wer allerdings einmal im Frühjahr in Berlin eine Dampfschiffahrt gemacht hat und dabei glückliche, bis zur Unbeweglichkeit wohlgekleidete, Kuchen und Limonade in rauhen Mengen verzehrende Familien beobachtet hat, deren Sprößlinge soeben die heidnische Jugendweihe hinter sich gebracht haben, wird an den Erfolgschancen des neuen Feldzugs zweifeln.

Der Jugend Friedrich Nietzsches, der sicher auch eher für die Jugendweihe als für die Rechristianisierung des Ostens wäre – er hat ja bekanntlich einem protestantischen Pfarrhaus nicht ohne Schäden entrinnen können – wird sich nun die Forschung annehmen, beim internationalen Nietzsche-Kolloqium der Dortmunder Universität (20. bis 22. Juli).

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