: Unterm Strich
Selbst der salopp Distanzierten steigt die Schamesröte ins Gesicht, wenn durch den Ticker läuft, wie taktlos die Kultusbürokratie ist, die auf dieser Stadt lastet. Zu den Kündigungen des Schiller-Theater-Ensembles, die jetzt noch bis zum 31. Oktober zugestellt werden, gehört auch die des 78jährigen Erich Schellow und des 88jährigen Bernhard Minetti, die dem Haus seit Jahrzehnten angehören. Beide erhielten nichts als ein Formschreiben, in dem ihnen verkündet wird, daß sie wegen der Schließung des Hauses entlassen seien, Punkt.
Inzwischen erklärte Pressesprecher Klemke huldvoll, Senator Roloff-Momin habe ursprünglich mit Minetti selbst sprechen wollen, sei dann aber nicht mehr dazu gekommen.
„Oh! What a Lovely War!“ war der wohlgesetzte Filmtitel, mit dem Sir Richard Attenborough als Regisseur in die Filmgeschichte einstieg. Attenborough, Sohn einer sozialistisch gesonnenen englisch-schottischen Offiziersfamilie, war zunächst als Schauspieler mit „dickem, fröhlichem Gesicht“ aufgetreten. Er wird heute siebzig Jahre alt.
Nachdem er mit „Die Brücke von Arnheim“ (1976) schon rasant erfolgreich gewesen war, folgte der Totaldurchbruch mit der „Ghandi“-Biographie, die ihm auch als Vehikel für einen kräftigen Seitenhieb gegen die Kolonialpolitik der Briten diente. Daß Attenborough dann plötzlich mit „A Chorus Line“ (1986) ins Seichte steppte, hat viele überrascht, die ihn erst wiedererkannten, als er ein Jahr später mit der Südafrika- Schnulze „Schrei nach Freiheit“ herauskam. Sein nächstes Projekt ist ein Film über den britisch-amerikanischen Humanisten Thomas Paine. Wir gratulieren aufs Schärfste.
Dem türkischen Karikaturisten und politischen Satiriker Oguz Aral ist ein längerer Aufenthalt in dieser unserer Stadt Berlin verweigert worden. Die Entscheidung der Ausländerbehörde, die sich auf das Ausländergesetz stützt, erging erst nach einem Jahr zäher Amtsprozeduren. Das Jahresvisum ermögliche eben nur einen dreimonatigen Aufenthalt, hieß es aus der Senatsinnenverwaltung.
Wer Sviatoslaw Richter am Sonntag auf Helgoland hören will, muß eine Übernachtung buchen. Das letzte Schiff ist nach Konzertschluß schon weg. Gibt noch Karten (04725-808509).
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