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Unterm Strich

Manchmal kann es ja ganz schön sein, mit all diesen Presseinfos, Einladungen zu eminent wichtigen Kulturprodukt-Präsentationen und Hinweisen auf die allerneusten Trends. Was uns aber wirklich wurmt, ist das Fehlen einer eigenen Moderedaktion. Wir stellen uns gerne vor, daß wir dann – wie unser Kollege vom Literaturressort – regelmäßig Rezensionsexemplare erhalten. Die neuesten Unterhosen zum Beispiel, hier mal ein Kittelchen von Armani, da mal ein ökologisch korrektes Leibchen. Wir sind offen für alles. Eine bekannte Strumpffirma hat sich bezüglich ihrer neuesten Kollektion immerhin schon mal nach unseren Konfektionsgrößen erkundigt. Finden wir prima. Jedenfalls besser als die ewigen Faxe und Fotos.

Doch unser Geschäft ist nun mal die Kulturvermittlung. So nennt man das heutzutage. Selbst in Zeiten der Rezession. Wer also nicht passiv auf das Eintreffen milder Gaben und Warenmuster warten will, wer in einer freien Kulturinitiative arbeitet und minütlich mit Etatstreichungen zu rechnen hat, der kann beim Fonds Soziokultur Projektmittel beantragen. Immerhin 800.000 Mark sind im nächsten Jahr an zeitlich befristete Projekte zu vergeben, die sich um neue Angebots- und Aktionsformen in der Soziokultur bemühen. Nicht gefördert werden allerdings Einzelpersonen und kommunale Einrichtungen. Förderungsanträge sind bis 31. 1. 94 zu richten an Fonds Soziokultur, Hohenhof, Stirnband 10, 58093 Hagen.

Aus aller Welt und speziell für weihnachtliche Nestflüchter in alle Welt wird aus Madrid gemeldet, daß nach vierjährigen Restaurierungsarbeiten die berühmten Goya-Fresken in der Kirche San Antonio de la Florida wieder zu sehen sind. Leider, so mäkeln Kritiker, ist die 2 Millionen Mark teure Restaurierung unvollständig: ganze 60 Prozent der Fresken, darunter die ausgemalte Kuppel, sind noch im alten Zustand.

In einem neuen Zustand präsentiert sich dagegen das Theater in Albanien. Am vergangenen Sonntag sprangen im Nationaltheater in Tirana erstmals Nackte über die Bühne. Das Stück heißt „Küste der Sorge“ und behandelt den Konflikt im Kosovo, jener serbischen Provinz, deren albanischer Bevölkerungsanteil unter dem Druck der Serben leidet. Während der kommunistischen Herrschaft war Nacktheit ein Tabu, selbst Filmküsse waren verboten. Jetzt gibt es zwar schon Pornofilme, aber am Theater bleibt ein Rest von Prüderie: Kinder unter 16 Jahren dürfen nicht ins Haus.

Umberto Eco, italienischer Semiotiker und als Verfasser des Mittelalterkrimis „Im Namen der Rose“ noch gut erinnerlich, wird am Sonntag geschlagen. Und zwar in Arles, wo er zur Zeit an einem Treffen literarischer Übersetzer teilnimmt. Und zwar vom französischen Kulturminister Jacques Toubon. Und zwar zum Ritter der französischen Ehrenlegion. Ende und Auflösung des Rätsels.

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