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Unterm Strich

Ab dem 21.März werden wir auf die neuesten Nachrichten im Fall Michael Jackson verzichten müssen: Dann nämlich beginnt der Prozeß gegen den Popstar wegen angeblichem Kindesmißbrauch. Zunächst sollen zwar die eidesstattlichen Aussagen des klagenden 13jährigen Jungen auf Video festgehalten werden, doch danach wandern die Bänder in den Giftschrank des Gerichts von Santa Monica. Ferner werden wir nicht erfahren, was aus den medizinischen und psychiatrischen Berichten über die Befindlichkeit Jacksons hervorgegangen ist. Nur die Mail on Sunday weiß mehr. Dem englischen Revolverblatt war es gelungen, direkt aus der Entzugshölle für Medikamentenabhängige – einem stark gesicherten Landgut hundert Kilometer südwestlich von London – mit Meldungen zur erfolgreichen Therapie die Unzuchts-Phantasien weiter anzuheizen: Jackson habe auf der Manor Farm beim Saubermachen geholfen – und vor allem am Staubsaugen soll er Geschmack gefunden haben.

Sehr viel seriöser läßt sich dagegen von Karl Raimund Popper vermelden, daß der 91jährige Wissenschaftler und Sozialphilosoph am Freitag abend in Berlin die Otto- Hahn-Friedensmedaille verliehen bekommen hat. Gewürdigt wurde damit vor allem seine Theorie von der „offenen demokratischen Gesellschaft“, die der gebürtige Österreicher als „freiheitliches Gegenstück zum kommunistischen Unterdrückungssystem“ entwickelt hat, wie so etwas dann in Berufsredner-Deutsch heißt. Popper ist über derlei Ideologie-Kritik längst erhaben. In einem Interview bekannte er sich zum Optimismus: „Der Frieden sei das höchste Ziel, ferner die Erziehung zum Frieden und die Verwendung der technischen Errungenschaften zur Bekämpfung des Hungers und der Arbeitslosigkeit.“ Könnte so auch in der Eröffnungsrede eines der ehemaligen ZK- Vorsitzenden zum x-ten Parteitag der KPdSU gestanden haben.

Während alle möglichen Institutionen und Vereine weiterhin die unfreiwillige Abnabelung von den Kulturtöpfen befürchten müssen, haben einige Aktivisten-Künstler am Wochenende von der Bundesregierung die Einführung eines „Kulturgroschens“ gefordert, um die gerade gestrichenen 500 Millionen DM Fördermittel in den neuen Ländern wieder einzutreiben. Dafür hatten sie sich in der PDS-Zentrale versammelt.

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