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Unterm Strich

Ein Mistkerl, wer Schlechtes dabei denkt: In Paris soll die Ägyptomanie ausgebrochen sein, aber sie betrifft natürlich nur das antike Ägypten, wenn Sie verstehen, was ich meine, recht oll muß es sein und Geschirr, Möbel, Gemälde, Zeichnungen und so weiter plus Nippes von zweifelhaftem Geschmack und Mumien und Sphinxen die lang und die quer, alle Formate, alle Preisklassen. Interessieren tut auch das Ägypten des Napoleonfeldzugs (Nachtigall!), die Entzifferung von Hieroglyphen, die Eröffnung des Suez-Kanals und selbstverständlich die Entdeckung der Grabstätte des Herrn und Kaisers Tutenchamun anno 1922.

Neben dem armen Land als Ganzes sind nun auch Preußens Akten wieder vereint. Ein letzter Güterwagen fuhr unlängst wieder die umfangreichen Bestände des Geheimen Staatsarchivs von Merseburg nach Berlin. Meine Güte: Es handelt sich Tatsache um 58 Waggons mit insgesamt 200.000 Paketen, und es ist, legt man Akte an Akte, 25 Kilometer lang. Verloren gegangen ist diverses über die Arbeiterbewegung, aber das will ja eh keiner mehr lesen, und Staatsverträge und Baupläne und sowas.

Damit war auch irgendwann zu rechnen, bloß was soll uns jetzt die Information, wo die Redakteurin für Alltagskultur verreist ist und uns also nicht sagen kann, was von einem Museum der Sinne in Berlin zu halten ist. Oh Gott: Hören, Tasten, Schmecken, Riechen (Ahnen Sie schon was bei Riechen? Schön wird das nicht!) sollen dort vorgestellt werden, das ist gut, wir hatten einige davon schon fast vergessen. Im Sommer sollen alle Berliner dazu aufgefordert werden, ihre persönlichen Sinnesobjekte in einer Fabrikhalle abzuliefern, und wo die erste Ausstellung doch „Gesammelte Steine“ heißen soll, wissen wir auch schon gleich, was das für Objekte sein werden und wie die in dieser Fabrikhalle ankommen... Kritisch soll angemerkt werden, wie sehr der visuelle Sinn inzwischen über die anderen dominiert. Aber will man den Berlinern allen Ernstes etwas anderes empfehlen, angesichts der Millionen Tonnen Hundekot, die täglich auf diese Stadt niedergehen?

Claus Peymann hat sich aus der Ecke hervorgewagt und an Heiner Müller geschrieben, und zwar, einer Meldung der Konkurrenz zufolge in Sachen Nachruf, den Müller auf Zivo Davidhoff, den Zigarrenkönig, in der FAZ veröffentlicht hatte. Peymann, der Nichtraucher, befindet in seinem ansonsten recht respektierlich-manierlich gehaltenen Schreiben, daß Müller sich doch bitte wieder mit Größerem, Wahrerem und Schönerem befassen möge. Die FAZ findet's lustig, auch daß Peymann Müller zugesichert hat, „in Österreich könnten Sie übrigens bis ans Ende aller Tage weiterqualmen. Verbote werden hier sowieso nicht eingehalten.“ Müller hatte nämlich vermutet, daß Davidoffs Höllenstrafe für sein schlechtes Rauchzeug ein Rauchverbot der Bundesregierung sein werde.

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