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Unterm Strich

Heut wird's politisch: Für eine SPD unter Rudolf „Ziege“ Scharping, so hat er letztens wissen lassen, möchte er sich nicht engagieren, denn über diesen Herrn kann er sich nicht enragieren, weil er ihn nichts als ennuyiert: der Schriftsteller Peter Härtling. (Was uns ziemlich überrascht hat, die beiden wären gar kein schlechtes Paar geworden.) Härtling unternimmt dennoch einen höchst subtilen Versuch, die bedrohlich klaffende Lücke zwischen Geist und Macht zu planieren – indem er nämlich demnächst im Bundestag aus seinen Werken liest. Die Veranstaltung wird vom Deutschen Bundestag und einer Bonner Buchhandlung organisiert, die kostenlose Einlaßkarten ausgibt. So richtig ran ans Arkanum lassen sie ihn aber dann doch nicht: Härtling wird am Abend des 4. März nicht im Plenum, sondern im Foyer des neuen Bundestags lesen.

Bekanntlich gibt es da einen bejahrten östlichen Kollegen, der sich mit derlei Kinkerlitzchen nicht zufrieden gibt: Stefan Heym will ab dem nächsten Herbst im Plenum lesen, und zwar den Wessis die Leviten. Wie bereits an anderer Stelle in dieser Zeitung zu lesen war, möchte Heym für die PDS per Direktmandat in den Bundestag einziehen. (Unsereiner, im betreffenden Wahlkreis – Prenzlauer Berg – beheimatet, hat darüber dann zu befinden; wir werden aber wahrscheinlich aus modischen Gründen – Seventies-Revival! – dem Kollegen Thierse von den Sozialdemokraten den Vorzug geben.) Heym hat sich nun für sein Vorhaben die erwartbaren Rüffel von dem noch parteilosen Kollegen W. Biermann eingefangen, der die Sache bei einem Auftritt in Jena „eine Blamage“ für den Stand der Schriftsteller und für die Ossis allgemein nannte.

Mit „tosendem Beifall“, melden die Agenturen, haben die Besucher der Wiener Filmpremiere von „Schindlers Liste“ den Regisseur Steven Spielberg gefeiert. Danach gingen die 760 Zuschauer, unter ihnen Bundespräsident Thomas Klestil, Bundeskanzler Franz Vranitzky und Holocaust- Überlebende wie Simon Wiesenthal, „schweigend hinaus“. Wiesenthal hatte zuvor eine kurze Einführung in das Thema gegeben und gesagt: „Dieser Film geht Ihnen unter die Haut.“ In den deutschen Kinos läuft der Film am 3. März an, zur Erstaufführung in Frankfurt wird neben dem Regisseur auch Bundespräsident Richard von Weizsäcker erwartet.

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