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Unterm Strich

Der Mann weiß nicht, was die kleinen Mädchen verstehen: Anna Paquin, die elfjährige Oscar-Preisträgerin (beste Nebenrolle in „Das Piano“), wird möglicherweise trotz zahlreicher Angebote die Schauspielerei vorerst aufgeben. Ihre Großmutter ließ gegenüber der neuseeländischen Presse verlauten, die Familie fürchte nach dem Oscar- Rummel um Annas Sicherheit, mehr noch aber um ihre Nerven: Nachdem über ihren bevorstehenden Campingurlaub berichtet worden war, ist mit einer Horde von Reportern vor Ort zu rechnen. Und am Ende bei all dem Trubel damit, daß Anna nicht mehr regelmäßig zur Schule geht.

Tu ein bißchen Zucker auf mich, honey: Mia Farrow, von der berichtet wird, daß sie inzwischen Woodys Namen nicht mehr hören möchte, hat sich, passenderweise, auf die Wicklow Mountains in Irland zurückgezogen, wo sie an einem Buch? Film? Kabeljau? mit dem aparten Titel „Widow's Peak“ arbeitet. Obwohl der Peak ja schon eine Weile überschritten sein dürfte, Farrow-Schätzchen. Sie hat dort als Kind schon einmal gewohnt. Jedenfalls hat sie der Zeitschrift Elle unter Bezugnahme auf ihre elf Kinder mitgeteilt, daß sie bei jedem einzelnen dachte: „nun ist's aber genug“, daß sie dann aber doch irgendwie so knuffig waren, daß sie dachte „och! warum nicht noch eins?“ Ja, so geht's.

Billy Wilder hat Herrn Spielberg in deutschen Medien ja bereits seinen Respekt für „Schindlers Liste“ übermittelt. Eine andere Meinung über dieses Werk hat der Kultusminister (Warum eigentlich im Deutschen immer „Kultus“ statt „Kultur“? Nach dem Duden bedeutet „Kultus“: „an feste Vollzugsformen gebundene Religionsausübung einer Gemeinschaft“ oder „übertriebene Verehrung für eine bestimmte Person“ oder „übertriebene Sorgfalt für einen Gegenstand“!) Sachsens, Friedbert Groß , der ungeachtet der Fürsprache der Kultusministerkonferenz noch zögert, Lehrern und Schülern den Besuch der Filmvorführungen zu empfehlen. Begründung: Man habe ja auch schon Kritiken gelesen, worin dem Film „eine gewisse Sensationslust“ unterstellt worden sei. Das kommt davon, wenn man sich durch die Die Welt auf dem laufenden hält, statt ins Kino zu gehen, Herr Minister.

Ganz anders sieht die Sache der israelische Erziehungsminister Ammon Rubinstein, der zur Prämierung gratuliert: Noch

nie sei eine Auszeichnung so gerechtfertigt gewesen.

Man liest es gern: Die Titanic verschickte in Reaktion auf ihr Engholm-Desaster eine Umfrage an alle Mitglieder des deutschen Bundestages unter dem Titel: „Wer wird Leberwurst '94?“, in der die Abgeordneten erklären sollen, in welcher Form sie am liebsten beleidigt werden möchten (Mehrfachnennungen waren möglich). Ganz hoch im Kurs lag die „infame Unterstellung“, gefolgt von der „gezielten Rufmordkampagne“, dicht gefolgt von der „menschenverachtenden Herabwürdigung“.

Weil viele von Ihnen und uns schon darauf gewartet haben, hier nun die freudige Kunde: Das Jurassic Park-Video ist in Arbeit und wird im Oktober dieses Jahres freigesetzt. Mittlerweile hat der Film schon stolze 880 Millionen Dollares eingespielt.

Are you experienced? Nun, wir sinds nicht, wir haben aber den Film über Woodstock gesehen, und wir wissen, was die Stunde geschlagen hat, wenn die Rede von einem Revival ist. Gleich zwei Woodstock reunions diesen Sommer. Dabeisein sollen unter anderem die Aerosmith aus Boston, John Sebastian, Ritchie Havens und Judy Collins, also mit Ausnahme von Crosby etc. die mit Abstand langweiligsten Charaktere von damals. Wir selbst sind ja auch nicht mehr so rasend frisch, und warum sollen nicht auch ältere Menschen wippen und schaukeln.

Ich habe die Zukunft gesehen, und sie ist eine Eisscholle: Neuerdings muß auch die Feminale, das einzige internationale Kölner Frauenfilmfest, um ihre Existenz fürchten. Nach der Sichtung von mehr als 500 Filmen fehlen dem ohnehin knapp kalkulierten Festival jetzt 180.000 Mark; die angesprochenen Stellen bei Bund, Land und EG haben bedauernd mit den Schultern gezuckt. Schönes 10. Jubiläum wird das auf diese Art und Weise.

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