: Unterm Strich
sitzes überziehen die „Bethel 94“-Betreiber denn auch die Bloß-Namen-Inhaber mit entsprechender Häme: „Die könnten ihre Show auch in Lappland abziehen – das hat doch mit Woodstock nichts zu tun!“ Problem allerdings für beide: Wer soll da überhaupt spielen? Jimi Hendrix, Janis Joplin – geht ja nicht. Grateful Dead sandten bloß ein Fax: „The Dead are dead.“
Unterdessen in Hollywood: nicht „Woodstock 94“, sondern der bereits meßbare Erfolg von „Vom Winde verweht II“, unter dem Titel „Scarlett“ 1991 in die Kinos gekommen, hat bei Warner Books die Idee aufkeimen lassen, eine Fortsetzung von „Casablanca“ in Auftrag zu geben. Wie das Fachblatt für Hollywoodiana Daily Variety berichtet, hat Warner die Autoren Gerald Petievich und Gabrielle Humphreys (na, kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor?) verpflichtet, Arbeitstitel: „Casablanca, die Fortsetzung“.
Und noch eine never ending story: vollkommen kommentarlos, nüchtern, kühl und sachlich vermelden wir die Tatsache, daß der „umstrittene“ (dpa) Film „Beruf Neonazi“ in Saarbrücken unter Polizeischutz gezeigt werden soll. Die ursprünglich für den Mittwoch geplante Aufführung im Saarland war von Mitgliedern des „sogenannten antifaschistischen Nottelefons“ (dpa) verhindert worden. Die vom Ausländerbeirat und dem städtischen Filmbüro angesetzte Vorführung, an die sich eine Diskussion anschließen sollte, wurde daraufhin verschoben. Wer jetzt noch gucken will, kann dieses unter Polizeischutz tun. Was uns dann doch zu der Frage führt: Reimt sich „Saarbrücken“ immer noch auf „Unterdrücken“?
Abteilung Miszellen und Paralipomena: Das Manuskript, das Albert Camus in der Tasche hatte, als er 1960 tödlich mit dem Auto verunglückte, ist jetzt in Frankreich veröffentlicht worden. Das teilweise punkt- und kommalose, unvollendete, demzufolge auch nie überarbeitete, außerdem in einer schwer lesbaren Schrift verfaßte, 144 Seiten starke Werk hat in der Druckfassung plötzlich 336 Seiten (wahrscheinlich alles Anmerkungen, der sogenannte Apparat...) und enthält zusätzlich den Text eines kleinen Spiralheftes mit der handschriftlichen Titelnotiz „Premier homme, notes et plans“.
Abteilung Kirche und Welt: Drei Wochen nach der ersten Weihe weiblicher Priester in der englischen Staatskirche hat die anglikanische Kirche von Wales die Reform abgelehnt. Offenbar befürchtet man ein Schisma. KandidatInnen dagegen sind in Magdeburg im Rennen, wo ein Nachfolger für Domkantor Hoff gesucht wird. Wie dpa meldet, sollen sich bis Anfang Juni Hans-Joachim Dumeier aus Michelstadt, Karin Sacher aus dem hessischen Lauterbach und zum zweiten Mal Barry Jordan aus Kiel in Magdeburg vorstellen. Die Entscheidung soll noch in diesem Sommer fallen, so Dompredigerin Dorothea Volkmann.
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