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Unterm Strich

Lustige Parties werden derzeit in Berlin gefeiert. Zum Schweizer Nationalfeiertag, der sich vom Sonntag auf den heutigen Wochenbeginn jährte, gab's beispielsweise eine Schwyzer Nacht – mit strippenden Drag Queens und bunten Kanton-Wimpeln, die in echtem Emmentaler steckten. Wäre da nicht schon diese gewisse Grundwärme, es hätte eine tropische Nacht werden können. Doch was soll's: Kaum sind die letzten Rauchschwaden über Walhall, pardon: Bayreuth, verflogen, da wird als Surplus für die letzten Durchhaltenden, sozusagen als Chill-Out nach dem Vier-Tage-„Ring“- Rave, die Neuinszenierung der letztjährigen Oper „Tristan und Isolde“ gegeben. Besondere Aufmerksamkeit gilt diesmal den Veränderungen, die Heiner Müller an seiner umstrittenen Interpretation vorgenommen hat. In den Titelrollen wird wieder das neue Bayreuther Traumpaar Siegfried Jerusalem und Waltraud Meier zu hören und zu sehen sein. Die musikalische Leitung hat Daniel Barenboim. Den Abschluß der heißesten Premierenwoche seit mehr als zehn Jahren (wenn nicht dieses zur Neige gehenden Jahrhunderts) bildet am heutigen Dienstag abend „Der fliegende Holländer“ mit Peter Schneider am Pult. Die Inszenierung von Dieter Dorn wird in diesem Jahr zum letzten Mal bei den Richard-Wagner-Festspielen in Bayreuth gezeigt. Löblich auch die Ankündigungen Wolfgang Wagners, er werde 1996 noch einmal selbst „Die Meistersänger von Nürnberg“ inszenieren. Der inzwischen 75jährige Enkel Richards will der zuletzt 1981 inszenierten Oper „eine neue Sinngebung zudeuten“ und überdies Gelder einsparen. Er möchte nämlich die Bühnenbilder gestalten: „Das ist viel billiger, ich koste nichts zusätzlich.“

Wunderbare Welt des Show-biz auch in Hamburg: Wegen mangelnder Zuschauerresonanz ist der Musical-Klassiker „My Fair Lady“ mit Maximilian Schell in der Rolle des Professor Higgins vorzeitig abgesetzt worden und ein geplantes vierwöchiges Gastspiel in Berlin bis auf weiteres verschoben worden. Angeblich seien die Zuschauer wegen der überwältigenden Hitze weggeblieben, so Anette Guthmann von der veranstaltenden Agentur: „Wir wollten es dem Ensemble ersparen, vor einem nur zu Dreiviertel gefüllten Haus zu spielen“, sagte die Frau Pressesprecherin. Finanzielle Einbußen gebe es trotz des jähen Endes keine.

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