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Unterm Strich

Das 19. Filmfestival in Toronto, welches dieses Wochenende zu Ende geht, zeigte in einer Sektion „India Now“, daß noch nicht alles verloren ist in der nicht-mainstreamigen indischen Filmproduktion , obwohl man sie nach Raj Kapoor, Guru Dutt oder Mehbob Khan für erledigt gehalten hatte. In neuen Dokumentarfilmen mixen die Regisseure den Stil des italienischen Neorealismus mit Elementen des traditionellen indischen Kinos (Musik, Erzählgestus, Personenarrangements). Von Sudhir Mishra war ein Film über die Rolle der Intellektuellen in den sechziger Jahren zu sehen. Aus den Studios in Madras kommen, mit Starbesetzung, neue Abenteuerfilme, Melodramen, indische Sozialkritik (die sich ja schon immer anders – wenn auch mitunter nicht weniger penetrant – gelesen hat als ihr deutsches Pendant).

Fast hätten wir sie vergessen, aber da: Meryl Streep hat mit „The River Wild“ ihren ersten Abenteuerfilm fertiggestellt, denken Sie nur! Sie soll tatsächlich alle mit ihren Kanukünsten verblüfft haben und nicht ein Mal backbordgegangen sein. Die Sache gilt als sicherer Kassenschlager. Auf das Ding hin bekam sie fünf Millionen Dollar plus Gewinnbeteiligung für „The Bridges of Madison“, für den Dreharbeiten mit Clint Eastwood sogleich beginnen können. Erinnern Sie sich? Letzte Woche hatten wir schon berichtet, daß Eastwoods Füße unsexy aus dem Bette ragten und daß er deshalb ein extra langes Bett brauchte.

Wir können Sie beruhigen: Herr Prof. Gerhart Wolff hat eindeutig festgestellt, daß von einem Sprachverfall nicht die Rede sein kann, speziell nicht in Zusammenhang mit Computern und Fernsehen und schon gar erst recht nicht den tageszeitungen, jedenfalls nicht allen. Sprachwandel an sich sei gar nichts Schlechtes und man müsse keine Angst davor haben. Das gebe es nämlich bereits seit Jahrhunderten. Allerdings stellt Wolff bei Journalisten einen Sprachverschleiß fest: Sie neigten zu Schludrigkeiten, sprachlichen Versatzstücken und wiederkehrenden Redewendungen, die nicht immer den Inhalt richtig wiedergäben. Was da bloß gemeint sein möcht'? „Verkrustete Strukturen aufbrechen?“ „Hat einen leisen, nachdenklichen Film gemacht“? „Ging aus wie das Hornberger Schießen“? „Dieser Film macht Lust auf mehr“? „Einprägsame Bilder, die einen noch lange verfolgen“?

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