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Unterm Strich

Am 10. Dezember wird in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, der Prozeß wegen angeblicher Gotteslästerung gegen die von islamischen Fundamentalisten bedrohte Schriftstellerin Taslima Nasrin beginnen. Die seit August im Exil in Schweden lebende Autorin, auf die im Herbst letzten Jahres von einer militanten islamistischen Splittergruppe ein Kopfgeld von 1.250 Dollar ausgesetzt worden war, ist am Samstag in Dhaka offiziell angeklagt worden. Nach Angaben eines Gerichtssprechers wurde sie aufgefordert, zum Verhandlungsbeginn vor Gericht zu erscheinen. Offiziellen Angaben aus Bangladesch zufolge wird Taslima Nasrin angeklagt, die religiösen Gefühle der Moslems vorsätzlich und böswillig verletzt zu haben, indem sie eine Revision des Koran gefordert habe. Der Anklage lägen dafür glaubhafte Beweise zugrunde, hieß es. Nasrins Verteidiger bestreiten dagegen nach wie vor jedes Vergehen der 33jährigen Frauenrechtlerin, die sich vor ihrer Flucht nach Schweden am 10. August wochenlang versteckt halten mußte. Ihre Anwälte streben nach eigenen Angaben die Niederschlagung der Anklage an. Grund für die Anklage und die Morddrohungen gegen Nasrin sind ihre Äußerungen in einem Interview mit einer indischen Zeitung, in dem sie sich für eine Änderung des islamischen Gesetzbuches und mehr Rechte für Frauen im Islam ausgesprochen hatte. Später sagte Nasrin jedoch, sie sei teilweise falsch zitiert worden.

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