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Unterm Strich

Die ausgesprochen doofe Rockband Black Crowes, die zur Werbung für ihre jüngste Platte „Amorica“ auf die ausgesprochen doofe Idee verfallen ist, auf dem Cover ein Stars-and-Stripes-Bikinihöschen abzubilden, aus dem Schamhaare herausquellen, hat damit bei den ausgesprochen doofen US-amerikanischen SittenwächterInnen auch noch Erfolg gehabt. In Anzeigen für das Werk wurde der Raum um das Bikinidreieck herum eingeschwärzt.

Weil das alles so deprimierend ist, muß, trotz offensichtlich durchaus kommerzieller Bestrebungen (und irgendwie auch doofen Namens) des jungen Unternehmens, an dieser Stelle auf die Agentur rocksie hingewiesen werden, die Solistinnen, Band-Musikerinnen, Dozentinnen, Referentinnen, Fachfrauen, Bands mit mehr als 50prozentigem Frauenanteil, Aktivistinnen aller art „& friends“ (was immer das heißen mag) vermitteln. Wer Interesse hat, kann unter 0231- 524178, Dortmund ist das wohl, Kontakt aufnehmen.

Zwei Tage nach der Ermordung des Direktors des algerischen Nationaltheaters, Azzedine Medjoubi, und einen Tag nach dem Tod von Rachid Mimouni (siehe taz von vorgestern) ist der algerische Theaterregisseur Ould Abderrahmane Abdelkader in seiner Heimatstadt Mostaganem gestorben. Abdelkader, genannt Kaki, orientierte sich bei seinen Stücken, die er in algerischem Dialekt schrieb, an Stanislawski, Piscator und Brecht. „132 Jahre“ und „Das Nachtvolk“ wurden auch außerhalb Algeriens aufgeführt. Abdelkader hatte Diabetes. Er wurde 67.

Rund 30 Jahre „Gastarbeit“ und deren Sozialgeschichte: Das Essener Ruhrlandmuseum und das türkische Dokumentationszentrum DoMit arbeiten für den Versuch zusammen, erstmals bundesweit mehr als drei Jahrzehnte türkischer Migration aus der Türkei nach Deutschland in einer Ausstellung zu dokumentieren. Anhand von Originalobjekten, Einrichtungsgegenständen, Fotos oder Erinnerungsstücken sollen Türken den mit Deutschland verbundenen Teil ihrer Lebensgeschichte erzählen, vor allem auch die Entwicklung der Wohnsituation. 1996 soll Eröffnung sein. DoMit, dessen Hauptsitz Essen ist, strebt langfristig die Einrichtung eines eigenen Museums an, um „vor allem der deutschen Bevölkerung einen umfassenden Zugang zu der Erfahrungswelt der Immigranten zu geben“.

Selbstfeier der deutschen Musikbranche bei der Verleihung ihres „Echo“ genannten Preises: „deutscher Künstler des Jahres“ wurde (ächz) Westernhagen, „Gruppe des Jahres“ Pur aus dem Schwabenland. Sonst noch geehrt: Softtechno-Marusha aus Berlin, Peter Maffay und Fritz Rau für die „Verwirklichung eines Traums“ (das „Rockmärchen“ „Tabaluga“). James Last, der einen „Echo“ für sein Lebenswerk erhielt, gab den Anwesenden den Rat: „Bleibt euch treu, denn wir brauchen ehrliche Musik.“

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