: Unterm Strich
Der mehrfach verschobene Prozeß gegen die Schriftstellerin Taslima Nasrin soll nun doch eröffnet werden. Das zuständige Gericht setzte am Samstag in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka den 3. Juni für die Eröffnung des Hauptverfahrens an. Richter A.K.M. Kamaluddin ordnete eine Neufassung der Anklageschrift wegen Gotteslästerung gegen die 1994 nach Schweden geflohene Autorin an. Das Gericht wies die Einwände der Verteider gegen den Prozeß zurück. Erst am Mittwoch hatte das Gericht die Entscheidung über einen Verfahrensbeginn nach einem heftigen Wortgefecht zwischen Staatsanwaltschaft und den Verteidigern Nasrins vertagt. Die Autorin hatte sich in Interviews und Veröffentlichungen für eine Gleichstellung der Frau im islamischen Recht ausgesprochen. Ihr 1993 veröffentlichtes Buch „Lajja“ (Schande) wurde in Bangladesch verboten, radikale Islamisten forderten ihren Tod.
Der Ballettänzer und Schauspieler Alexander Godunow ist im Alter von 45 Jahren in Hollywood gestorben. Todeszeitpunkt und -ursache standen bis Freitag nicht fest. Ein Polizeisprecher sagte, Godunow sei seit dem 8. Mai nicht mehr gesehen worden. Der Arzt, bei dem er in Behandlung gewesen sei, werde bescheinigen, daß er eines natürlichen Todes gestorben sei. Als Schauspieler war er als psychotischer Mörder in dem Thriller „Stirb langsam“ („Die Hard“) erfolgreich. Godunow war als Star des Bolschoi-Balletts in den 70er Jahren einer der international renommiertesten Künstler der damaligen Sowjetunion. Entsprechend groß war das Aufsehen, als er 1979 bei einer Gastspielreise in New York um Asyl bat. Godunow arbeitete zunächst am American Ballett Theatre, übernahm später Gast-Engagements und hatte von 1983 bis 1984 eine eigene Fernsehshow mit dem Titel: „Godunow: The World to Dance In“. 1987 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft, die er nach eigenen Angaben mit einem mit Kaviar gefüllten Hamburger feierte.
Die Wiederentdeckung der Sinne feiert schon seit längerem in Symposien und Ausstellungen fröhliche Urstände. Nach seinen Projekten zum Sehen, Tasten und Hören wird sich das Museum für Gestaltung Basel für die nächsten vier Monate in ein Duftmuseum verwandeln. Gerüche entziehen sich weitgehend unserem Zugriff – wegriechen kann man nicht. Unter dem Titel „Aroma, Aroma. Versuch über den Geruch“ kann und soll man bis zum 8. Oktober seine Sinne schärfen – und Erstaunliches erfahren: Französisches Benzin riecht inzwischen nach Vanille, und die Pariser Metro duftete in den 20er Jahren nach Rosen, in den 60ern nach Zitrone und heutzutage nach Maiglöckchen. Die Diensttuende hat sich die mitgelieferte Rubbelkarte extra aufgespart und schreibt diese sonntäglichen Zeilen umweht von einem tröstlichen Orchideenhauch.
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