: Unterm Strich
An Entzauberungen aller Art sind wir ja hinreichend gewöhnt. Nun ist eine weitere hinzugekommen. Der französische Kunstexperte Jaques Franck will nämlich herausgefunden haben, daß sich das berühmte Lächeln der Mona Lisa im Lauf der Jahrhunderte verändert hat. Nichts weiter als feinste Risse in Farbe und Firnis sollen demnach das besondere Geheimnis dieses Lächelns – den leicht hochgezogenen linken Mundwinkel – erzeugt haben, das, wie dpa behauptet, „zahllose Frauen erfolglos nachzuahmen versuchten“. Wissenschaftler und Kunsthistoriker schrieben dazu seitenlange Hypothesen, wie zum Beispiel ein kalifornischer Mediziner, der auf eine Art Gesichtslähmung schloß. In der Zeitschrift Academia Leonardi Vinci führt Franck nun aus, daß die Gioconda beim Modellsitzen zwar schon gelächelt habe – allerdings „weniger starr und ohne Koketterie“. Auf einem vergrößerten Foto des Gemäldes hatte er in mühseliger Kleinarbeit die feinen Risse, sogenannte Krakelüren, wegretuschiert. Auch am rechten Auge gibt es derer vertikale, die ihrerseits „den Eindruck eines leichten Schielens erwecken“. Ein weiteres Bündel von Rissen läßt überdies die Nase stumpfer wirken. Das ist ja fast wie bei unsereins. Ist aber schon tröstlich und gerecht, daß es den Bildern wie den Menschen geht.
Ostdeutsche PEN-Mitglieder und Mitglieder des deutschen Exil-PEN sollen mit dem West-PEN im Herbst über eine Doppelmitgliedschaft diskutieren. Das Treffen zur Klärung derzeitiger „interner Probleme“ wurde auf einer Tagung des westdeutschen PEN-Präsidiums auf den 18. November in Darmstadt festgelegt, erklärte vorgestern PEN-Präsidentin Ingrid Bachér. Fehlerhafte Informationen der PEN-Geschäftsstelle, so Bachér, hätten den Eindruck erweckt, daß das neue Präsidium nach „mehrstündiger Beratung“ keine Einigkeit über die Vereinigung beider Zentren erzielt habe. Darüber sei aber in Darmstadt gar nicht gesprochen worden. Nach einer früheren Tagung in Mainz, die die Vereinigung von Ost- und West-PEN zum derzeitigen Zeitpunkt mehrheitlich abgelehnt hatte, habe das Präsidium am Wochenende „keine Notwendigkeit zu einer erneuten Stellungnahme“ gesehen. Anderslautende Darstellungen sind nach Bachérs Meinung geeignet, „das Klima zwischen Ost- und West-PEN anzuheizen“.
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