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Unterm Strich

Die Redaktion Ihres Vertrauens beginnt den Wochenbeginn mit einem Tusch: Tätärätätä. Dann folgt leider Schweigen, weil einem hier in der derzeit sengenden Sonne nichts Gescheites einfallen möchte, was zu melden würdig wäre. Nicht einmal den Konkurrenzblättern sind so Skandale oder Lachnummern abzugewinnen, wie etwa das Foto von den Tai-Chi-Tänzern im „Spiegel“ bei der Reichstagverhüllung vor ein paar Wochen, das mit „Radfahrern“ untertitelt war. Kommt aber auch bei uns mal vor so was, wie der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Art“ zu entnehmen ist. Sollte unser Herr Venedig-Berichterstatter allen Ernstes über einen Schweizer Künstler namens Christian Marclay geschrieben haben, dieser verpacke seine Geräuschkulissen in Gummi? Er hat, und noch viel mehr. Es war falsch, denn Marclay zeigt im Rahmen der Biennale Fotos von musizierenden Menschen, transparent und riesig in die Chiesa s. Stae gehängt. Wie also konnte das geschehen? Der Schuldige, vom Rest der Redaktion in die Ecke getrieben und mit Tauchsiedern bedroht, gesteht: Es war die Löschtaste und nicht sein vertrocknetes Hirn, die ihm da nachts am Schreibtisch einen Streich gespielt hatte. Er habe doch bloß bemängeln wollen, daß ihm einige kleine Installationen im Labyrinth von Venedig entgangen waren. Vielleicht war aber ja auch seine Mutter im Spiel, die ihn noch mit Gummisachen quälte, wo andere längst eine „Cleaning Woman“ ihr eigen nennen konnten. Der Teufel Trunkenheit hat ihn jedenfalls nicht geritten, old Schwurhand sei sein Zeuge!

Ganz sicher dagegen haben Archäologen in der Grabanlage des ersten Kaisers von China Opferstätten entdeckt, deren Bedeutung sie mit der Entdeckung der Terrakotta- Armee lebensgroßer Krieger Anfang der 70er Jahre vergleichen. Die rund 4.500 Quadratmeter große Stätte wurde im Grab des 207 v. Chr. gestorbenen Kaisers Qin Shi Huang gefunden. Qin hatte 221 vor der Zeitrechnung China mit der Niederwerfung konkurrierender Königreiche gegründet. Sein Grab liegt 30 Kilometer nördlich der mittelchinesischen Stadt Xian und umfaßt insgesamt 56,25 Quadratkilometer Fläche. Der Historiker Sima Qian hatte hundert Jahre nach dem Tod Qins geschrieben, das Mausoleum des Kaisers sei voller Juwelen und Quecksilber, um die Sonne, Planeten, Flüsse und Meere zu symbolisieren.

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