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Unterm Strich

Das Land Thüringen und das Bonner Innenministerium wollen sich nun doch an der Finanzierung des Londoner Beutekunst-Prozesses um das nach dem Zweiten Weltkrieg von einem sowjetischen Offizier „mitgenommene“ Bild „Die heilige Familie“ des niederländischen Malers Joachim Wittewael (siehe „Unterm Strich“ von gestern) beteiligen. Der Beschluß des Gothaer Stadtrats, wegen der hohen Kosten auf einen Prozeß zu verzichten, ist nach Auffassung des Bundesinnenministeriums nämlich rechtswidrig. Ein erfolgreicher Prozeß um das Bild könnte ein Präzedenzfall für die Rückführung weiterer Bilder werden. Ein Ministeriumssprecher verwies am Montag auf die Verpflichtung der öffentlichen Hand, die ihr zustehenden Werte auch einzufordern. Darauf dürfe nicht verzichtet werden. Der Bund sei weiterhin bereit, sich an den Kosten des Rechtsstreits zu beteiligen. Voraussetzung sei jedoch, daß das Land Thüringen ein Drittel der Prozeßkosten übernehme. Der Stadt Gotha sind die bisherigen Zusagen allerdings zu vage. Ein solcher Prozeß könne nur von Fachleuten geführt werden, eine Stadt allein sei überfordert. Das Bild war bis 1945 Eigentum einer Stiftung für Kunst und Wissenschaft, als deren Rechtsnachfolger sich die Stadt Gotha betrachtet und nun bei Sotheby‘s in London angeboten worden. Ein Verkauf konnte jedoch bislang verhindert werden. Jürgen Seifert vom Thüringer Kulturministerium widersprach der Auffassung, wonach der Rechtsstreit ein Beispielprozeß sei. Auch wegen der finanziellen Risiken, die Seifert mit bis zu einer Million Mark bezifferte, hätten Ministerium und Kulturstiftung die Bitten der Stadt um eine Finanzierung des Prozesses 1992 zunächst abgelehnt.

In einer Villa aus dem 18. Jahrhundert in der Nähe von Pisa haben die italienischen Regisseure Paolo und Vittorio Taviani mit der Verfilmung von Goethes „Die Wahlverwandtschaften“ begonnen. „Dies ist die Mutter aller Liebeskriege“, begründeten die Tavianis die Wahl des Stoffes. In den vier Hauptrollen werden Isabelle Huppert, Jean Hugues Anglade, Fabrizio Bentivoglio und Marie Gillain zu sehen sein. Außer in der Toskana wird auch in Venedig und Rom gefilmt. Das Drehbuch haben die Tavianis bereits vor 15 Jahren geschrieben, das Projekt blieb jedoch bis jetzt in der Schublade. Der Film soll 1996 in die Kinos kommen.

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