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Unterm Strich

Der spanische Schriftsteller Jorge Semprun ist am Dienstag mit dem Weimar-Preis 1995 ausgezeichnet worden. Die Sadt würdige damit die herausragende Lebensleistung des 72jährigen Autors und streitbaren Politikers, sagte Oberbürgermeister Volkhardt Germer. Semprun hatte während des Nationalsozialismus als politischer Häftling 18 Monate im Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar zugebracht. Seine Erlebnisse verarbeitete der Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels in mehreren Büchern. „Meine Identität macht vor allem aus, ehemaliger Häftling in Buchenwald gewesen zu sein“, sagte Semprun. „Überlebender von Buchenwald zu sein, erlaubt mir, Sie besser zu verstehen.“ Semprun bezeichnete die deutsche Einheit an ihrem fünften Jahrestag als Vollendung eines Prozesses, der mit der Niederlage des Nationalsozialismus begann. Mit seinen Büchern, in denen er Buchenwald als Erfahrung des radikal Bösen beschreibt, habe Semprun ein „literarisches Gedächtnis geschaffen“, sagte der Leiter der Gedenkstättenstiftung, Volkhard Knigge, in seiner Laudatio. In das kollektive Bewußtsein von Weimar müsse sich einprägen, angesichts des Konzentrationslagers viel zu lange geschwiegen zu haben. Der Preis, der seit mehreren Jahren vergeben wird, ist mit 10.000 Mark dotiert. 18 Jahre nach der Befreiung setzte sich Semprun in „Die große Reise“ erstmals mit Buchenwald auseinander.

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