: Unterm Strich
In den Streit um eine Mitwirkung von Heiner Müller an den Gedenkfeiern zum 80. Jahrestag der Schlacht von Verdun hat sich jetzt der Theaterdirektor der ostfranzösischen Stadt eingeschaltet. Der Chef des „Theatre du Quai“, Laurent Brunner, wies am Dienstag die Forderung der französischen Behörden nach einem Ausschluß Müllers als Zensur zurück. Er könne eine derartige Beschneidung der Meinungsfreiheit nicht hinnehmen, erklärte Brunner zu der Aufforderung von Verduns Bürgermeister, die Zusammenarbeit mit Müller sofort einzustellen. Bürgermeister Arsene Lux hatte Müller wegen Äußerungen über die Gedenkstätten von Verdun zu einer unerwünschten Person in seiner Stadt erklärt. Zuvor hatte der Vorsitzende des Verdun-Gedächtnisverbandes, Oberst Rodier, den Regionalbehörden mit Rücktritt gedroht, falls Müller an den Gedenkfeiern im Juni 1996 mitwirken sollte. Müller soll nach dem Bericht einer Regionalzeitung im Zusammenhang mit den dortigen Kriegerdenkmälern von Kitsch und Verlogenheit gesprochen haben.
Sic transit gloria mundi: Vor nur 200 Zuschauern begann am Dienstag abend Chris Norman im Berliner Metropol seine Tournee. Norman war von 1976 bis 1981 Sänger der Gruppe „Smokie“ („Living next door to Alice“) und hatte auch solo in Deutschland Erfolg – mit abscheulichen Kuschelrocksongs, an die wir hier lieber nicht erinnern wollen.
Heute abend beginnt im Museum für Gestaltung in Zürich eine interdisziplinäre Tagung zum Thema „100 Jahre Hysterie“. Bis einschließlich Samstag werden LiteraturwissenschaftlerInnen, PsychologInnen und KunstwissenschaftlerInnen versuchen, den veränderten Blick auf ein Krankheitsbild zu beschreiben, das Sigmund Freud in seinem Buch „Studien über Hysterie“ vor genau 100 Jahren als dieweibliche Neurose schlechthin beschrieb.
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