: Unterm Strich
Am Rande der Hofer Filmtage, meldet dpa, habe es mal wieder eine Diskussion um Larry Clarks „Kids“ (ab 9. November endlich auch in deutschen Kinos zu sehen) gegeben. Das „rauhe Großstadtkinder-Porträt“ erntete „neben Anerkennung auch Unverständnis und Kritik“. Clark, der persönlich in Hof anwesend war, hat die Aufregung um „Kids“ auf schlichten Realitätsschwund bzw. die von Freud entdeckten klassischen Mechanismen der Verdrängung kritikerseits zurückgeführt. „Die Leute wollen einfach nicht die Tatsache wahrnehmen, daß Teenager Sex haben, Haschisch rauchen und Bier trinken.“
Doch wenn sie schon nicht das gute Buch lesen, diese so genannten „Kids“, vielleicht wollen sie wenigstens die gute Kassette? Aus solcher Hoffnung heraus hat sich der Verband deutscher Musikschulen (VdM) entschlossen, ab 96 ein Gütesiegel für Kassetten und Videos mit besonderem pädagogischem Wert für Kinder und Jugendliche zu vergeben. Eltern, Lehrern und Bibliotheken soll dadurch eine „Orientierung auf dem großen Markt audiovisueller Kindermedien geboten“ werden. Und nun raten Sie mal, wie der Preis heißen wird? Leopold! Nach Mozarts Vater, der Musikpädagoge war. Da werden natürlich alle „Kids“ drauf stehen.
Weil im nächsten Jahr das 300ste ansteht, hat Walter Jens, Präses der Berliner Akademie der Künste, die anno 93 abgegangenen Mitglieder (wir erinnern uns: Streit um die En-bloc-Übernahme der Ost-Akademie-Glieder) zum Wiedereintritt und überhaupt zur Versöhnung aufgefordert. Die Tore stünden allen offen.
Aber da rollt auch schon der nächste Ärger heran. Der asbestverseuchte Berliner Palast der Republik („Palazzo Prozzo“, „Erichs Lampenladen“) soll nach einem Beschluß des Haushaltsausschusses des Bundestags jetzt doch abgerissen werden, und zwar bereits im kommenden Jahr. Mehr mit Sicherheit demnächst.
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